Wohnungspolitik in Deutschland
Wohnungspolitik in Deutschland: Versprechen, Realität und die Zukunft
Bezahlbarer Wohnraum ist eines der drängendsten Themen in Deutschland. Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt betrifft breite Bevölkerungsschichten – von Studenten über Familien bis hin zu Senioren. Während der Bundestagswahl wurden zahlreiche Versprechen gemacht. Doch was ist nun von einer neuen Koalition aus CDU/CSU und SPD zu erwarten? Welche Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht, und wie wirksam sind Instrumente wie die Mietpreisbremse wirklich?
Gastkommentar
Janine Hardi, Rechtsanwältin, Expertin für Altersfinanzierung und Gründerin von RentePlusImmobilie.de

Quelle: RentePlusImmobilie.de
Die Ausgangslage: Wohnraumkrise in Deutschland

Steigende Mietpreise und Immobilienpreise: Bezahlbaren Wohnraum gibt es kaum
Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist von einer starken Nachfrage und einem begrenzten Angebot geprägt. Besonders in Ballungsräumen sind die Mieten in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Laut Statistischem Bundesamt lebten im Jahr 2022 rund 54 Prozent der Deutschen zur Miete, während 46 Prozent in selbstgenutzten Eigentumsimmobilien wohnten. Besonders junge Menschen und Familien haben es schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden, da sowohl Mietpreise als auch Immobilienpreise stetig steigen.
Seit der Zinswende ist es auch schwieriger geworden, bereits gekaufte Immobilien halten zu können – kommt der Zeitpunkt der Anschlussfinanzierung ungelegen, bedeutet das häufig eine Finanzierungslücke, die schwer zu schließen ist, wenn man während der Niedrigzinsphase Eigentum erworben und keine finanziellen Reserven hat. Diese sind aber oft durch die Coronakrise, aber auch die gestiegenen Lebenshaltungskosten aufgebraucht.
Die zentralen wohnungspolitischen Versprechen
Während des Bundestagswahlkampfs gab es unterschiedliche Lösungsansätze der Parteien. Die SPD betonte die Notwendigkeit eines verstärkten sozialen Wohnungsbaus, während die CDU die Marktwirtschaft stärken wollte. Wesentliche Wahlversprechen mit Blick auf Immobilieneigentum und die Wohnsituation in Deutschland sind hier zusammengefasst:
1 Mietpreisbremse
Die SPD und die Grünen wollten die Mietpreisbremse verschärfen, während die FDP sie abschaffen wollte. Die CDU plante, ihre Wirksamkeit zu überprüfen.
2 Sozialer Wohnungsbau
Die SPD versprach, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, darunter 100.000 Sozialwohnungen.
3 Eigentumsförderung
Die CDU wollte Anreize für Wohneigentum schaffen, zum Beispiel durch eine Reform der Grunderwerbsteuer.
4 Eigentumsförderung
Bürokratische Hürden sollten abgebaut werden, um Baugenehmigungen schneller zu erteilen.
Mit einer Koalition aus CDU/CSU und SPD stellt sich nun die Frage, welche dieser Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden.
Die Mietpreisbremse – ein sinnvolles Instrument?

Die Mietpreisbremse wurde 2015 eingeführt, um den Anstieg der Mieten in angespannten Wohnungsmärkten zu begrenzen. Ihr Ziel war es, Mieter vor überhöhten Mietforderungen zu schützen, indem sie die Miete bei einer Neuvermietung auf maximal 10 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete begrenzt.
Allerdings gibt es zahlreiche Ausnahmen, etwa für Neubauten oder umfassend modernisierte Wohnungen. Im Ergebnis wurde die Mietpreisbremse also eingeführt, um den starken Mietpreisanstieg in beliebten Wohngegenden zu dämpfen.
Vorteile der Mietpreisbremse | Nachteile der Mietpreisbremse |
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In der Praxis zeigt sich, dass die Mietpreisbremse oft umgangen wird, indem Vermieter hohe Ablösen oder Zuschläge für Möbel verlangen. Zudem fehlt es oft an Kontrollen und Sanktionen.
Politische Fehlentscheidungen und Versäumnisse
Die aktuelle Wohnraumkrise ist nicht nur auf steigende Baukosten oder die hohe Nachfrage zurückzuführen, sondern auch auf politische Fehlentscheidungen. Der soziale Wohnungsbau wurde jahrelang vernachlässigt. Viele Sozialwohnungen fielen aus der Preisbindung und gleichzeitig wurden zu wenige neue geschaffen.
Davon abgesehen sind die zahlreichen gesetzlichen Anforderungen, etwa zur Energieeffizienz hinderlich, wenn es um die Schaffung neuen Wohnraums geht. Sie erhöhen die Baukosten und verzögern Projekte.
Aber auch die Spekulation mit Wohnraum hat zu viel Misswirtschaft gesorgt. Investoren erwerben Immobilien oft als Kapitalanlage, wodurch sie dem regulären Mietmarkt entzogen werden.
Fehlende Anreize für Eigentumsbildung, vor allem durch hohe Kaufnebenkosten, insbesondere die Grunderwerbsteuer, erschweren es besonders jungen Familien, Eigentum zu erwerben.
Was erwartet uns in der kommenden Legislaturperiode?
Mit einer neuen Regierung aus CDU/CSU und SPD stellt sich die Frage, welche Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden. Wahrscheinlich ist der Fortbestand der Mietpreisbremse, möglicherweise mit Anpassungen. Es bleibt zu hoffen, dass Förderprogramme für den Wohnungsbau initiiert werden, um die versprochenen 400.000 Wohnungen pro Jahr zu realisieren. Es ist auch davon auszugehen, dass es zu Erleichterungen für private Bauherren kommen wird, um Anreize für Investitionen zu schaffen.
Handlungsempfehlungen für Verbraucher
Angesichts der unsicheren Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt sollten Verbraucher jetzt bestenfalls strategisch handeln.
- Für Mieter bedeutet das: Prüfen Sie Mietverträge genau und nutzen Sie Vergleichsportale, um überhöhte Mieten zu erkennen.
- Als potentieller Immobilienkäufer sollten Sie Förderprogramme, wie KfW-Kredite oder Baukindergeld (sofern es fortgeführt wird) für sich prüfen und ggf. in Anspruch nehmen.
- Für Vermieter gilt: Achten Sie auf eine langfristige Vermietungsstrategie und nutzen Sie steuerliche Vorteile.
Für all diese Themen bietet sich professionelle Beratung an. Nur zu oft werden wichtige Entscheidungen über Immobilieneigentum ohne vorherige Beratung getroffen. Wenden Sie sich für wichtige finanzielle Fragen an Profis, die sowohl staatliche Hilfen als auch die besten Angebote auf dem Markt beurteilen können.
Fazit zur Wohnungspolitik in Deutschland
Die Wohnungsfrage bleibt eine der größten Herausforderungen für die neue Bundesregierung. Während der Wahlkampf zahlreiche Versprechen brachte, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen, welche Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden.
Verbraucher sollten sich aktiv mit ihren Optionen auseinandersetzen, um sich bestmöglich auf die Entwicklungen am Markt einzustellen. Fakt ist, dass die kommende Legislaturperiode unbedingt für einen Aufschwung sorgen muss, um wesentliche Fragen wie die von bezahlbarem Wohnraum nachhaltig zu lösen und damit auch soziales Konfliktpotential zu minimieren. Solange Menschen nicht bedarfsgerecht, zu teuer oder in einem Umfeld wohnen, das für sie alternativlos ist, werden gesellschaftliche Probleme durch den starken Kontrast von arm und reich nicht nachhaltig behoben werden.
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