Eigenkapitalanteil Immobilienfinanzierung

Eigenkapitalanteil bei Immobilienfinanzierung: So viel braucht man wirklich

Wer eine Immobilie kaufen möchte, muss in der Regel einen Teil des Kaufpreises vorschießen. Doch wie viel Eigenkapitalanteil verlangen Banken derzeit und welche Rolle spielt es für die Konditionen?

Autor: EH Redaktion und Experten | Veröffentlicht: 14.08.2025 21:10 | Lesezeit: 25 Minuten | Drucken

Eigenkapitalanteil Immobilienfinanzierung - Schreibtisch mit Glaskugel und Taschenrechner

Mit Unterstützung von:

Dr Stefan Vogelsang, Baufinanzierungsexperte bei Dr. Klein

Stefan Vogelsang

Baufinanzierungsexperte bei Dr. Klein

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Regel empfiehlt sich ein Eigenkapitalanteil von 20 Prozent des Kaufpreises plus Kaufnebenkosten.
  • Ein hoher Eigenkapitalanteil senkt das Risiko von finanziellen Engpässen und verbessert die Kreditkonditionen.
  • Neben Geld auf Konten und Wertpapieren können auch Bausparverträge, Fördermittel und sogar die eigene Arbeitsleistung als Eigenkapital angerechnet werden.
  • In den vergangenen Jahren verlangten Banken zunehmend mehr Eigenkapitalanteil.

Was zählt als Eigenkapital?

Zum Eigenkapital gehören alle Geldwerte, die ein Käufer in die Finanzierung einbringen kann. Dazu zählen:

  • Gelder auf Bankkonten wie Tages- oder Festgelder
  • Auszahlungen aus Lebensversicherungen
  • Angespartes Vermögen aus der Riester-Rente
  • Fördermittel, beispielsweise von der KfW, wobei nur sehr wenige Banken KfW-Mittel als Eigenkapital für die Konditionenverbesserung berücksichtigen
  • Darlehen vom Arbeitgeber sowie private Darlehen von Freunden oder Verwandten

Eigenkapitalanteil Immobilienfinanzierung - Taschenrechner mit Münzen

Darüber hinaus gibt es sogenannte Eigenkapital-Ersatzwerte, die Banken anrechnen. Wie Stefan Vogelsang vom Baufinanzierungsvermittler Dr. Klein erklärt, zählen dazu vor allem schuldenfreie Immobilien, bei denen die Bank eine Grundschuld erhält. „Banken rechnen hier bis zu 80 Prozent des Verkehrswertes als Eigenkapital an.“ Wertpapier-Portfolios werden von manchen Instituten ebenfalls akzeptiert, sind aber weniger verbreitet.

Auch die sogenannte Muskelhypothek – also die eigene Arbeitsleistung beim Bau oder der Sanierung – kann den Eigenkapitalanteil erhöhen. Dadurch müssen Käufer weniger Kredit bei der Bank aufnehmen. „Der Wert hängt von den eigenen Fähigkeiten und dem Umfang der Arbeiten ab und wird von Bank zu Bank unterschiedlich berechnet“, erklärt Vogelsang.

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Wie viel Eigenkapitalanteil braucht man wirklich?

Zwar war eine Immobilienfinanzierung in der Vergangenheit manchmal mit sehr geringem oder gar keinem Eigenkapitalanteil möglich, doch Banken sind aktuell vorsichtiger. Der Honorarberater Achim Glaser erklärt, dass die wirtschaftliche Unsicherheit und die gestiegenen Anforderungen an Banken bei Wohnimmobilienkrediten dazu führen, dass heute tendenziell mehr Eigenkapital verlangt wird.

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Pauschal lasse sich jedoch nicht sagen, wie hoch der Eigenkapitalanteil sein müsse. „Das hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel der finanziellen Situation des Käufers oder der Qualität der Immobilie“, so Glaser.

Etwa erwartet die ING  einen Eigenkapitalanteil von mindestens zehn Prozent des Kaufpreises, wie es auf der Internetseite heißt. Viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken raten zu 20 Prozent. Vollfinanzierungen sind seltener möglich.

Eigenkapitalanteil Immobilienfinanzierung - 2 Personen am Schreibtisch

Wie viel Eigenkapitalanteil sollte man haben?

Generell wird oft die Faustregel genannt, mindestens 20 Prozent plus Kaufnebenkosten aus eigener Tasche beizusteuern. Alexander Krolzik von der Verbraucherzentrale Hamburg  hält das grundsätzlich für sinnvoll.

Das ist letztlich auf der einen Seite ein Erfahrungswert, dass dann tatsächlich selbst bei einer gescheiterten Finanzierung in der Regel keine Schulden zurückbleiben.

Auf der anderen Seite würden Banken ab 20 Prozent häufig günstigere Konditionen gewähren, etwa einen niedrigeren Zins.

Der Immobilienfinanzierungsberater Achim Glaser betont hingegen, dass jeder Fall individuell betrachtet werden müsse. Wer etwa finanziell gut dastehe und risikobereit sei, für den könne auch weniger als 20 Prozent Sinn machen.

Auch Krolzik gibt zu, dass 20 Prozent bei den heutigen Preisen “schon sehr große Dimensionen” bedeuten können. Weniger könne etwa für einen Beamten infrage kommen, der sehr jung sei und über ein sicheres und gutes Einkommen verfüge. Bei Investoren könne es gewünscht sein, den Betrag komplett aufzunehmen, um die Zinsausgaben steuerlich absetzen zu können. Krolzik rät jedoch:

Das sind Überlegungen, die von einem Steuerberater begleitet werden sollten.

Was sind die Vorteile eines hohen Eigenkapitalanteils?

Ein hoher Eigenkapitalanteil reduziert das Risiko einer Überschuldung. Konkret sind die Vorteile:

1 Günstigere Konditionen und Zinsen:

Eigenkapitalanteil Immobilienfinanzierung - Münzen mit Grafik

Je mehr Eigenkapital Sie einbringen, desto attraktiver sind Sie für Banken. Das Ausfallrisiko sinkt für die Bank, was sie mit besseren Konditionen belohnt. Den größten Sprung bei den Konditionen gibt es meistens, wenn Sie die Marke von 20 Prozent Eigenkapital erreichen. Derzeit sinkt der Zins in aller Regel um einige Basispunkte, wenn Sie zehn Prozentpunkte mehr Eigenkapital einbringen (siehe Tabelle unten).

2 Geringeres Risiko:

Je niedriger der Eigenkapitalanteil und je höher der Kreditanteil, desto risikoreicher wird die Finanzierung.

Eine simple Plausibilitätsprüfung zeigt, ob das Kreditvolumen hoch genug ist: Was mache ich, wenn am Ende der Zinsbindung – zum Beispiel in zehn oder 15 Jahren – die Zinsen bei sechs oder acht Prozent liegen sollten?

, erklärt Achim Glaser.

3 Puffer in Krisensituationen:

Bei einem Liquiditätsengpass durch Arbeitslosigkeit, Unfall, Krankheit, Scheidung oder unvorhergesehenen Nachfinanzierungsbedarf (zum Beispiel durch Schäden aus Baupfusch, Feuer oder Flut) kann die Bank bei einer hohen Eigenkapitalquote eher dazu bereit sein, eine Verschnaufpause durch Tilgungsaussetzungen oder Streckung der Rückzahlungsphase zu gewähren.

4 Vermeidung von Zwangsversteigerungen:

Wenn die Bank bei Zahlungsverzug nervös wird, weil die Finanzierung eine niedrige Eigenkapitalquote aufweist, kann sie den Kredit nach einigen Monaten kündigen und eine Zwangsversteigerung einleiten. Das führt üblicherweise zu hohen Verlusten, die das eingebrachte Eigenkapital übersteigen und zukünftige Gehaltspfändungen einschließen können.

5 Geringere monatliche Tilgungsraten:

Mit steigendem Eigenkapital sinken die monatlichen Sparraten deutlich. Wer derzeit eine Immobilie in Baden-Württemberg für 500.000 Euro kauft und zehn Prozent des Kaufpreises angespart hat, der bezahlt fast 2.000 Euro pro Monat. Bei 30 Prozent Eigenkapital wären es hingegen nur noch knapp 1.600 Euro (Annahme: Tilgungsrate von zwei Prozent).

Vergleich von Immobilienkreditkonditionen je nach Eigenkapitalanteil

 

Quelle: IMMO.info mit Baufinanzierungsrechner von Dr. Klein (Stand: Juli 2025)Anmerkungen: Kaufpreis von 500.000 Euro, dazu 7 % Kaufnebenkosten von 35.000 Euro (3 % Grunderwerbsteuer und je 2 % Notarkosten und Grundbucheintrag), 10 Jahre Zinsbindung, Immobilie in Baden-Württemberg.
30%-Finanzierung20%-Finanzierung10%-Finanzierung0%-Finanzierung
Darlehenssumme350.000 Euro400.000 Euro450.000 Euro500.000 Euro
Eigenkapital (ohne Kaufnebenkosten)150.000 Euro100.000 Euro50.000 Euro0 Euro
Monatliche Rate bei Tilgungsrate von 2 % 1560 Euro1743 Euro1980 Euro2471 Euro
Effektiver Jahreszins3,43 %3,34 %3,36 %4,02 %
Restschuld nach 10 Jahren269.000 Euro308.000 Euro346.000 Euro380.000 Euro
Laufzeit bei gleichbleibendem Sollzins29 Jahre 6 Monate29 Jahre 11 Monate29 Jahre 9 Monate27 Jahre 10 Monate

Fazit: Eigenkapitalanteil Immobilienfinanzierung

Eine Immobilie ist kein Selbstläufer, sondern eine Unternehmung, die meistens mehrere Jahrzehnte läuft. Rechnen Sie daher genau durch, ob Sie über genügend Eigenkapitalanteil verfügen, und bringen Sie im Zweifel lieber mehr als weniger Mittel in die Finanzierung ein.

Häufige Fragen

Ein Baufinanzierungsexperte der Verbraucherzentrale rät uns gegenüber, in der Regel 20 Prozent des Kaufpreises plus Kaufnebenkosten aus eigener Tasche zu finanzieren. Ein höherer Eigenkapitalanteil senkt das Risiko einer Überschuldung und führt normalerweise zu besseren Kreditkonditionen sowie niedrigeren Zinsen.
Bei einer Immobilie im Wert von 300.000 Euro sollten Sie idealerweise 20 Prozent des Kaufpreises, also 60.000 Euro, als Eigenkapital mitbringen. Zusätzlich müssen Sie die Kaufnebenkosten (Grunderwerbssteuer, Notar etc.) selbst tragen, die je nach Bundesland zwischen 6 und 12 Prozent des Kaufpreises liegen. Bei 7 Prozent Nebenkosten wären das weitere 21.000 Euro.
Bei einem Haus für 400.000 Euro empfiehlt sich ein Eigenkapital von 20 Prozent des Kaufpreises, was 80.000 Euro entspricht. Hinzu kommen die Kaufnebenkosten, die ebenfalls aus eigener Tasche bezahlt werden müssen (zum Beispiel Notar, Grunderwerbsteuer, Makler). Bei 10 Prozent Nebenkosten wären das 40.000 Euro.
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Ausdruck: 22.08.2025

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