Altersfinanzierung
Rechtsanwältin Janine Hardi mahnt: Mehr Lösungen für das Alter nötig
In der Altersfinanzierung sind Senioren von einem Ungleichgewicht betroffen. Ältere Menschen mit Finanzbedarf treffen auf zu wenig Angebot, um finanzielle Engpässe im Alter lösen zu können.
Der Bedarf ihrer Kunden ist groß, die Angebote auf dem Markt überschaubar gering. Die Expertin Janine Hardi hat über dieses Ungleichgewicht einen Vortrag auf der Fachtagung der Stiftung Liebenau gehalten.
Im Interview mit IMMO.info spricht sie über die Gründe dieser Asymmetrie und fordert Lösungen von Banken und dem Staat.
IMMO.info: Frau Hardi, Sie und Ihre Mitarbeiter stehen in Ihrem Beratungsunternehmen Renteplusimmobilie täglich in Kontakt mit Senioren, die eine Finanzierung benötigen. Für welche Vorhaben benötigen die Menschen im Alter Geld?
Janine Hardi: Täglich melden sich bei uns viele Personen, die sich für Altersfinanzierungen interessieren. Die Mehrheit von ihnen benötigt finanzielle Unterstützung, da das Leben teurer geworden ist. Steigende Lebenshaltungskosten spielen dabei eine Rolle, häufig auch bevorstehende Pflegekosten. Einige wollen in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben, brauchen jedoch finanzielle Mittel für den altersgerechten Umbau. Die Tilgung von Restschulden sowie der Wunsch, alles bereits zu Lebzeiten geregelt zu haben, sind ebenfalls Gründe für die Suche nach Finanzierungslösungen.
IMMO.info: Vielen älteren Menschen fällt es schwer, sich über die Möglichkeiten der Altersfinanzierung zu informieren. Wie gehen Sie in der Beratung vor?
Janine Hardi: Im ersten Schritt führen wir eine Bedarfsanalyse durch. Hängen die Senioren an ihrer Immobilie und wollen weiter darin wohnen oder wollen sie verkaufen? Gibt es Kinder, die die Immobilie übernehmen oder nicht? Wichtig ist schon gleich zu Beginn ein psychologisches Abholen der Eigentümer, denn die Perspektive, das eigene Haus aufzugeben, kann schmerzen. Im nächsten Schritt wird die Immobilie bewertet. Mit allen Informationen holen wir Angebote für eine mögliche Altersfinanzierung entweder mittels Seniorendarlehen oder einem Angebot eines Immobilienverrenters ein, prüfen, vergleichen und verhandeln diese wenn nötig. Der Prozess dauert mindestens sechs Wochen. Wir empfehlen jedoch, sich für die Entscheidung mehrere Monate Zeit zu nehmen.
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IMMO.info: Wie gut gelingt es, schnell an verschiedene Finanzierungsangebote zu kommen?
Janine Hardi: Wir haben leider die Situation, dass es zu wenig Finanzierungsangebote für ältere Menschen auf dem deutschen Markt gibt. Bei der wachsenden Anzahl von Rentnern, die Geld benötigen, gehen viele leer aus, weil passende Angebote fehlen. Hinzu kommt, dass es sich bei vielen Angeboten um Luxusprodukte handelt, die sich nicht jeder leisten kann. Und: Die wenigen Anbieter, die es gibt, suchen sich die Kunden aus, die ihnen am besten zu ihrem Geschäftsmodell passen.
Wir haben die Situation, dass es zu wenig Finanzierungsangebote für ältere Menschen gibt
IMMO.info: Worauf führen Sie die wenigen Angebote für Senioren zurück?
Janine Hardi: Viele Banken haben Finanzierungen für ältere Menschen nicht auf dem Schirm. Weil die Gefahr besteht, dass Senioren ihren Kredit nicht zurückzahlen können, wird er ihnen nicht angeboten. Die Banken begründen das gerne mit der Wohnimmobilienkreditrichtlinie. Aber das ist aufgrund von erfolgten Anpassungen heute kein Argument mehr. Hier sollte man als Interessent zunächst mit der Hausbank sprechen, denn in manchen Fällen kann auch hierüber eine Lösung gefunden werden. Manchmal bietet sie die günstigste Kreditlösung an.
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IMMO.info: Welche Lösungen schlagen Sie vor, um das Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot zu beheben?
Janine Hardi: Man kann die Asymmetrie nur aufheben, indem man staatlich dagegen steuert. Es muss mehr Transparenz der Anbieter und Produkte geben, damit auch mehr internationale Investoren einsteigen. Eine staatliche Sicherheit wie beim Einlagensicherungsfonds wäre ebenfalls vertrauensfördernd- vor allem für die Seniorinnen und Senioren. Ebenso kann der Staat darauf hinwirken, dass der soziale Aspekt in der Altersfinanzierung mehr berücksichtigt wird. Die Investition in verrentete Immobilien ist ein sehr nachhaltiges, weil soziales Investment.
Derzeit geht der Teilverkauf zurück, weil er zu teuer geworden ist.
IMMO.info: Welche Produkte zur Altersfinanzierung haben ihrer Meinung nach Zukunft?
Janine Hardi: Derzeit geht der Teilverkauf zurück, weil er zu teuer geworden ist. Die Refinanzierungszinsen (Zinsen, die Anbieter zahlen für die eigene Geldbeschaffung, Anm. d. Redaktion) sind in den letzten Jahren von einem auf fünf Prozent gestiegen.
Große Anbieter wie die Deutsche Teilkauf machen kein Neugeschäft mehr. Gleichbleibend ist die Nachfrage nach Immobilienverrentung, bei der das Recht auf Wohnenbleiben durch ein eingetragenes Nießbrauchrecht gesichert ist. In Zukunft wird es weniger Pflegeeinrichtungen und betreutes Wohnen geben. Das führt dazu, dass Menschen tendenziell in ihrem Zuhause gepflegt werden. Zunehmen werden deshalb ambulante Pflegedienste und die können dann aus der Zusatzrente bezahlt werden.
Insgesamt sind Altersfinanzierungen ein Zukunftsmarkt, den es zu durchdringen gilt. Dazu braucht es aber mehr Investoren und Produkte.
Vielen Dank, Frau Hardi, für das aufschlussreiche Interview.
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