Altersfinanzierung: Ignorieren Banken die Senioren?

Die jährliche Konferenz des Institut für Finanzdienstleistungen e.V. (IFF ) fand unter dem Motto “Finanzieller Verbraucherschutz in unsicheren Zeiten” statt. Eine Podiumsdiskussion widmete das Institut der Immobilienrente als Form der Altersfinanzierung. Nachdem die Immobilienrente für Senioren unter 70 Jahren nicht wirtschaftlich ist, stellte sich die Frage, ob sich Banken um die Altersfinanzierung ausreichend kümmern.

Sandra Klug, Abteilungsleiterin in der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH ), problematisierte in ihrem Beitrag zur Konferenz: “Der eigentliche Knackpunkt ist, dass sich eine Immobilienrente meistens erst dann lohnt, wenn die Verkäuferinnen und Verkäufer zum Zeitpunkt des Abschlusses das 70. Lebensjahr schon erreicht haben. Die finanziellen Engpässe treten aber unter Umständen schon viel eher auf, zum Beispiel wenn die Besitzer:innen vorzeitig in Rente gehen oder krank werden.”

Knackpunkt ist, dass sich eine Immobilienrente meistens erst dann lohnt, wenn die Verkäuferinnen und Verkäufer zum Zeitpunkt des Abschlusses das 70. Lebensjahr schon erreicht haben

Ähnlich sieht das Christoph Sedlmaier, Abteilungsleiter Verrentung der Stiftung Liebenau: “Die Immobilienverrentung ist aus unserer Erfahrung keine Lösung für in finanzielle Not geratene, unter Umständen auch noch recht junge, Senioren. Wenn aus finanziellen Gründen ein Verkauf angezeigt ist, bietet die Verrentung keine Alternative.”

Der Geschäftsführer der Deutsche Leibrenten, Friedrich Thiele, betonte die Fairness und Sicherheit seines Produkts. Die Immobilienrente birgt im Gegensatz zu anderen Produkten kein Risiko des Verlustes des Wohnrechts oder Kostenrisiko auf nicht kalkulierte Instandhaltungsmaßnahmen oder Wertverluste.” Die Immobilienrente sei als Produkt des Immobilienverzehrs Equity Release für Menschen wirtschaftlich, die das 70. Lebensjahr deutlich überschritten haben. “Sie ist eine Lösung für die letzten zehn bis 15 Jahre.” Das Durchschnittsalter der Kunden der Deutschen Leibrenten liege bei 78 Jahren.

Altersfinanzierung: Bieten Banken und Sparkassen ausreichend Produkte zur Finanzierung für Senioren an?

Zwangsläufig ergab sich die Fragestellung, welche Finanzierungsformen in der ersten Rentenphase sinnvoll seien. Thiele nannte den Immobilienkredit als sinnvolle Antwort für Immobilieneigentümer im Alter zwischen 65 und 75 Jahren. Dieser könne im Anschluss von der Immobilienrente abgelöst werden. Jedoch gebe es von Banken kein marktgängiges Produkt.

Banken ignorieren die Kundengruppe über 60 Jahren bei der Altersfinanzierung

Die oft zitierte Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR) stehe einer Finanzierung nicht entgegen. Tilgungsleistungen seien nicht notwendig. Die Lücke schließe aber nicht die Finanzbranche, sondern die Immobilienbranche. “Banken ignorieren die Kundengruppe über 60 Jahren bei der Altersfinanzierung”, so Thiele. Dem stimmte Mark Schmidt-Medvev, Schulden und Insolvenzberater, zu. Final stellte Thiele noch eine Forderung: „ Ich erwarte schon auch vom Verbraucherschutz, dass er eine Produkterweiterung von den Banken aktiv einfordert.“