Wärmepumpe Mehrfamilienhaus

Effizient heizen: Eignen sich Wärmepumpen im Mehrfamilienhaus?

Steigende Energiepreise, wachsendes Umweltbewusstsein: Die Wärmepumpe rückt als alternative Heizlösung immer mehr in den Fokus. Im Neubau ist sie bereits Standard, im Altbau, vor allem in Mehrparteienhäusern, wird noch gezögert. Worauf sollten Eigentümer bei der Planung achten? Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus.

Autor: ES Redaktion und Experten | Veröffentlicht: 19.02.2024 | Lesezeit: 22 Minuten | Drucken

Wärmepumpen im Mehrfamilienhaus - Planung, Kosten, Energetische Sanierung, Förderungen

Was eine Wärmepumpe ist und was sie kann – bei vielen Wohnungseigentümern herrscht noch Unwissenheit. Das hat seinen Grund: Die Technik ist jünger als die der Öl- und Gasheizungen, hat nichts mehr mit Verbrennung zu tun, sondern mit Energie aus Luft, Erde und Grundwasser. Das ist gewöhnungsbedürftig.

Wärmepumpe Heizung Mehrfamilienhaus mehrere Eigentümer

Lohnt sich die Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus? Was müssen Eigentümer über ihre Heizung wissen?

Die Anschaffung einer Wärmepumpe ist deutlich teurer als der Austausch des Gaskessels. Dafür schont sie langfristig den Geldbeutel und die Umwelt, denn ihre Energieeffizienz ist deutlich besser. Mit einem Kilowatt Strom erzeugt die Wärmepumpe vier Kilowatt Wärme. Kosten sparen lässt sich auch mit der neuen BEG-Förderung 2024.

Was ist bei der Anschaffung einer Wärmepumpe für das Mehrfamilienhaus zu beachten?

Welchen Sanierungsstand braucht ein Haus mit Wärmepumpe?

Keinen bestimmten. Die Wärmepumpe kann der erste und einzige Schritt einer energetischen Sanierung sein, aber auch der letzte. Welcher Zeitpunkt sinnvoll ist, kann mit einem Energieberater geklärt werden. Da die Wärmepumpe auf den zukünftigen Wärmebedarf ausgerichtet ist, sollte geprüft werden, ob vorher eine Dämmung der Gebäudehülle sinnvoll ist. Denn wenn über die Außenwände, die Fenster oder das Dach zu viel Energie verloren geht, verpufft diese auch mit der Wärmepumpe. Je besser die Gebäudehülle gedämmt ist, desto kleiner muss die Technik sein und desto günstiger wird die Wärmepumpe.

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Müssen alle Heizkörper ausgetauscht werden?

Heizkörper Wärmepumpe Fußbodenheizung

Nicht unbedingt. Entscheidend ist, ob die Heizkörper den Raum mit einer niedrigen Vorlauftemperatur erwärmen können. Dies lässt sich am besten an einem kalten Wintertag überprüfen, indem man (nach einem hydraulischen Abgleich) die Vorlauftemperatur der bestehenden Heizung auf 55 Grad absenkt und alle Heizkörper aufdreht. Wenn die Wärme einzelner Heizkörper ausreicht, müssen diese nicht ausgetauscht werden.

Meist können mehr Heizkörper erhalten bleiben als gedacht, da früher großzügiger geplant wurde. Einzelne Heizkörper, die mit der Absenkung der Vorlauftemperatur nicht zurechtkommen, werden durch größere Modelle ersetzt. Wer wenig Platz hat, kann einen Niedertemperaturheizkörper einsetzen.

Können Wärmepumpen die Heizlast eines Mehrfamilienhauses decken?

Technisch gesehen können Wärmepumpen heute jede Heizlast decken, auch die eines Mehrfamilienhauses. Jedes Objekt muss individuell berechnet und ausgelegt werden. Bei sehr hohem Heiz- und Warmwasserbedarf raten Experten zu einer Kaskadenlösung, bei der mehrere Pumpen zusammengeschaltet werden.

Übergangsweise kann auch eine Hybridlösung sinnvoll sein. Das heißt: Die Wärmepumpe übernimmt die Grundlast, der vorhandene Gaskessel wird nur im Winter zugeschaltet. In diesem Fall sollte eine Wärmepumpe gewählt werden, die später, wenn alles saniert ist, das Mehrfamilienhaus komplett versorgen kann.

Welche Wärmepumpe wird für ein Mehrfamilienhaus empfohlen?

Das hängt von den Platzverhältnissen und den Wärmequellen ab. Sole-Wasser-Wärmepumpen (Erdwärmepumpen) benötigen eine Bohrung oder einen Graben für die Erdsonden. Wasser-Wasser-Wärmepumpen nutzen das Grundwasser und erfordern den Bau eines Saug- und Schluckbrunnens in der Nähe des Hauses. Beide sind genehmigungspflichtig und teurer als andere Wärmepumpen. Dafür arbeiten sie sehr effizient.

Etwas einfacher und günstiger zu installieren sind Luft-Wasser-Wärmepumpen, die ihre Energie aus der Umgebungsluft beziehen. Allerdings erzeugen die Ventilatoren der Geräte hörbare Geräusche. Es ist ratsam, einen Standort mit ausreichendem Abstand zu Wohn- und Schlafräumen, Nachbargebäuden und Passanten zu wählen.

Es gibt auch Kombinationen. Zum Beispiel eine zentrale Sole-Wasser-Wärmepumpe für den Heizbetrieb und eine Luft-Wasser-Wärmepumpe für die Warmwasserbereitung. Das hat den Vorteil, dass für die Warmwasserbereitung eine Pumpe mit dem natürlichen Kältemittel Propan (R290) gewählt werden kann, die Temperaturen von 65 Grad und mehr erreicht, um Legionellen vorzubeugen.

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Wie viel Platz benötigt die Wärmepumpe im Haus?

Das kann man nicht pauschal sagen, denn die Größe hängt von der Heizlast und dem Zustand des Gebäudes ab. In sehr gut gedämmten Gebäuden wird die Wärmepumpe nicht viel größer sein als der bisherige Heizkessel. In diesem Fall kann auf einen Pufferspeicher, den Zwischenpuffer für die Sperrzeit, verzichtet werden, da das Gebäude nicht auskühlt. Anders sieht es bei einem Altbau von 1899 aus, der zwar neue Fenster hat, aber ansonsten eher schlecht gedämmt ist. Er benötigt einen großen Pufferspeicher, um nicht auszukühlen. Damit die Wärmepumpe trotzdem funktioniert, muss zunächst die Dämmung verbessert werden.

Besser eine zentrale oder dezentrale Lösung?

Die Entscheidung hängt oft von der bisherigen Versorgung und den Platzverhältnissen ab. Dezentrale Lösungen haben den Vorteil, dass sie einzeln genauer eingestellt, gesteuert und abgerechnet werden können. Mehrere Geräte bedeuten aber auch höhere Kosten. Bei einer Luft/Wasser-Wärmepumpe erhält beispielsweise jede Wohnung ein Außengerät.

Einige Luft-Luft-Wärmepumpen können aufgrund ihres Wirkungsgrades ebenfalls gut heizen. Jede Wohnung im Mehrfamilienhaus erhält dann ein solches Gerät. Auch Mischsysteme sind möglich. Zum Beispiel eine zentrale Wärmeerzeugung mit Übergabestationen in den Wohnungen.

Wo erhalten Eigentümer eines Mehrfamilienhauses fachkundige Beratung?

Zum einen können Energieberater mit Erfahrung in der Energieplanung bei den Vorbereitungen, etwa der Heizlastberechnung, unterstützen.

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Zum anderen kann man sich gezielt bei Herstellern wenden, die Erfahrung mit dem Einsatz von Wärmepumpen im Mehrfamilienhäusern haben. Darüber hinaus haben sich einige Planungs- und Ingenieurbüros auf diese Technik spezialisiert. Der Bundesverband Wärmepumpe bietet auch eine Suche  nach Fachbetrieben an.

BEG-Förderung 2024: Neue Fördergrenze für Mehrfamilienhäuser

Ab dem 1. Januar 2024 gelten für Wohngebäude mit mehr als einer Wohneinheit neue Obergrenzen für die geförderten Investitionskosten. Die maximal förderfähigen Investitionskosten für den Heizungstausch betragen für ein Einfamilienhaus oder die erste Wohneinheit in einem Mehrfamilienhaus 30.000 Euro. Für die zweite bis sechste Wohneinheit beträgt die Obergrenze jeweils 15.000 Euro, ab der siebten Wohneinheit jeweils 8.000 Euro. In einem Mehrfamilienhaus erhöhen sich die förderfähigen Kosten für die zweite bis sechste Wohnung um jeweils 15.000 Euro und ab der siebten Wohnung um jeweils 8.000 Euro.

Wärmepumpen-Förderung 2024

So wird der Heizungstausch ab Januar 2024 gefördert:

1 Grundförderung (30 Prozent)

Diese Förderung erhalten alle Eigentümer, die einen fachgerechten Heizungstausch auf eine neue, förderfähige Wärmepumpe nach dem Bundesprogramm Energieeffizienz in Gebäuden (BEG ) durchführen lassen.

2 Effizienzbonus (5 Prozent)

Dieser Bonus wird gewährt, wenn die Wärmepumpe ein natürliches Kältemittel enthält oder Wasser, Erdreich oder Abwasser als Wärmequelle nutzt. Alternativ kann ein pauschaler Emissionsminderungsbonus in Höhe von 2.500 Euro beantragt werden.

3 Klima-Geschwindigkeits-Bonus (20 Prozent)

Dieser Bonus kommt obendrauf, wenn die Wärmepumpe eine alte Gaszentralheizung oder eine alte Kohle-, Öl-, Nachtspeicher- oder Gasetagenheizung ersetzt. Er sinkt bis 2028 alle zwei Jahre um drei Prozent, ab 1. Januar 2029 also zunächst also auf 17 Prozent.

4 Einkommensabhängiger Bonus (30 Prozent)

Diesen neuen Bonus erhalten Eigentümer, wenn das zu versteuernde Jahreseinkommen aller Haushaltsmitglieder 40.000 Euro nicht übersteigt. Voraussetzung ist, dass die Immobilie selbst genutzt wird.

Die Boni summieren sich auf einen maximalen Fördersatz von 70 Prozent. Berücksichtigt werden maximal 30.000 Euro Investitionskosten für die erste Wohnung oder ein Einfamilienhaus. Sie erhalten also maximal 21.000 Euro Zuschuss. Bei mehreren Wohneinheiten erhöht sich die Förderung entsprechend (siehe oben).

5 BEG-Förderung bei der KfW beantragen

Die Antragstellung für die neue Heizungsförderung ist voraussichtlich ab dem 27. Februar 2024 online bei der KfW  möglich. Zur Überbrückung können Antragsteller ihre Vorhaben bereits umsetzen und den Förderantrag ausnahmsweise nachträglich stellen. Wer also bis zum 31. August 2024 einen Heizungstausch beauftragt, kann den Antrag bis zum 30. November 2024 nachholen.

Service: Link-Tipps

  1. Auf einen Blick: Die neue Förderung für den Heizungstausch (PDF )
    Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
  2. Wärmepumpen-Förderung 2024 (PDF )
    Quelle: Bundesverband Wärmepumpe
  3. Heizen mit Wärmepumpe: Funktion, Arten und Kosten im Überblick
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