Interview mit Deutsche Teilkauf

Deutsche Teilkauf: Finanzierer verlangen Sicherheiten für den Immobilienwert

Deutsche Teilkauf verfolgt mit der Marke Hausanker ambitionierte Ziele. Der Anbieter möchte das Immobilienportfolio im kommenden Jahr auf über 2.000 Häuser verdoppeln. Allerdings bleibt es bei der Mindestwertgarantie: Das Unternehmen erklärt, weshalb die Kunden weiterhin das Risiko der Wertentwicklung tragen müssen.

Autor: TV Redaktion und Experten | Zuletzt geändert: 31.08.2022
Zuletzt geändert: 31.08.2022
Deutsche Teilkauf Hausanker Teilverkauf

Deutsche Teilkauf ist mit der Marke Hausanker eines der aktivsten Unternehmen im Teilverkauf

Deutsche Teilkauf Webseite Immobilien Teilverkauf Hausanker

Deutsche Teilkauf bewirbt den Immobilienteilverkauf: Sorgenfrei Eigenheim verkaufen und wohnen bleiben als Hauptargument. Quelle: Webseite www.deutsche-teilkauf.de

Die Werbung der Firma Deutsche Teilkauf ist auffällig. Unter der Marke Hausanker bewirbt die Deutsche Teilkauf reichweitenstark das Angebot zum Teilverkauf von Wohnimmobilien an das Unternehmen. Die Verkäufer behalten mindestens 50 Prozent des Eigenheims und dürfen dank eines Nießbrauchrechts lebenslang wohnen bleiben. Im Vergleich zu anderen Anbietern im Teilverkauf wird dieses Wohnrecht durch Eintragung im ersten Rang des Grundbuchs abgesichert. Hierfür zahlen Kunden der Deutsche Teilkauf und Hausanker das sogenannte Nutzungsentgelt. Dieses ist analog zur aktuellen Zinsentwicklung von Immobilienkrediten von 2,9 Prozent auf 4,99 Prozent der Auszahlungssumme bei zehnjähriger Festschreibung rasant angestiegen. Die Pflicht zur Instandhaltung verbleibt beim Verkäufer, genauso Entscheidungen rund um die Gestaltung der Immobilie. Mehr zu Anbietern und Konditionen im Teilverkauf.

Nur zwei Jahre nach Unternehmensgründung hat die Deutsche Teilkauf Anteile an mehr als 1.000 Immobilien erworben. Das Wachstum des Teilverkaufsegments hat die Verbraucherschutzminister auf den Plan gerufen. Ein Nachteil im Teilverkauf ist die Regelung zur Wertabsicherung bei einem späteren Gesamtverkauf der Immobilie, der alle Unternehmen im Teilverkauf eint. Die Verkäufer müssen mit ihrem restlichen Immobilienanteil für die positive Wertentwicklung der Immobilie geradestehen.

In einem ausführlichen Interview mit Marian Kirchhoff stellt der Geschäftsführer und Gründer der Deutsche Teilkauf klar, weshalb der Immobilienwert durch die Kunden abgesichert werden muss.

Interview mit Marian Kirchhoff, Gründer und Geschäftsführer der Deutsche Teilkauf

Geschäftsführer Teilverkaufsanbieter Deutsche Teilkauf

Marian Kirchhoff: Geschäftsführer Deutsche Teilkauf

IMMO.info: Das Nutzungsentgelt im Teilverkauf ist, genauso wie die Immobilienkreditzinsen, drastisch angestiegen. Andererseits haben Immobilieneigentümer Angst vor sinkenden Immobilienpreisen. Wie machen sich die rasanten Entwicklungen im Teilverkauf für die Deutsche Teilkauf bemerkbar?

Kirchhoff: Die Volatilität ist hoch und unsere Kapitalbeschaffung ist teurer geworden. Jedoch sehen wir keinen Nachfragerückgang. Der Teilverkauf unter den Marken Deutsche Teilkauf und Hausanker ist weiterhin gefragt. Hinsichtlich der Immobilienpreise betrachten wir einen langen Anlagehorizont., innerhalb dessen es immer Höhen und Tiefen geben wird, die sich allerdings über die Jahre ausgleichen werden. Langfristig sind die Immobilienpreise noch immer gestiegen.

IMMO.info: Neben den höheren Kosten im Teilverkauf führt die Inflation zu massiven Kostensteigerungen. Können sich Senioren den Teilverkauf langfristig noch leisten?

Kirchhoff: Das Nutzungsentgelt ist mit einer Mietzahlung vergleichbar. Bei der Alternative Hausverkauf und Umzug müssten sich unsere Kunden in ein Mietverhältnis begeben und mit steigenden Mietkosten rechnen. Wir führen mit unseren Kunden ausführliche Beratungsgespräche, über umfassende Reports und Rechenszenarien schaffen wir absolute Transparenz, was unsere Kunden auf Kosten- und Habenseite zu erwarten haben. Die Kunden mit denen wir Verträge abschließen, können sich unser Produkt leisten und freuen sich über die Auszahlungssumme.

IMMO.info: Das Wachstum der Deutsche Teilkauf und Hausanker ist beachtenswert. Allerdings gab es zuletzt vereinzelt Kunden, die nicht mehr mit günstigen Konditionen bedient werden konnten. Welche weitere Entwicklung plant der Unternehmen?

Kirchhoff: Aktuell verfügt die Deutsche Teilkauf über 1.000 Immobilien mit einem Gesamtwert von 500 Millionen Euro. Für das Jahr 2023 planen wir eine Verdoppelung des Immobilienbestands. Mit Sabine Nass haben wir eine Expertin aus der Finanzbranche gewonnen. Sie wird als Chief Executive Officer unsere Refinanzierungsbedingungen verbessern und dafür sorgen, dass wir weiter wachsen. Von einer Verbesserung der Finanzierungsbedingungen profitieren über das Nutzungsentgelt übrigens auch unsere Kunden.

Für das Jahr 2023 planen wir eine Verdoppelung des Immobilienbestands.

IMMO.info: Der Teilverkauf schließt eine Lücke. Menschen im höheren Alter können Kapital aus dem Eigenheim freisetzen und trotzdem wohnen bleiben. Erste Banken und Versicherungen stoßen in das Segment vor, darunter die Allianz mit dem Produkt BestAger und Volksbank Immobilien Teilverkauf. Welche Bedrohung sehen Sie für den Teilverkauf der Deutsche Teilkauf?

Kirchhoff: Der Markt ist groß genug. Mit 6,5 bis 7 Millionen Immobilien in Deutschland und einem Marktpotenzial von aktuell 308 Milliarden Euro ist Platz für unterschiedliche Modelle. Wir begrüßen es, dass Banken den Teilverkauf entdecken. Das zeigt positiv, dass der Teilverkauf als Modell seine Berechtigung hat, ernst genommen wird und von großen und seriösen Unternehmen angeboten wird. Gefahr für die Reputation des Teilverkaufs sehen wir, wenn unseriöse Anbieter und Glücksritter auf den Markt kommen, die ohne eine stabile Finanzierungsgrundlage das Nutzungsrecht ihrer Kunden in Gefahr bringen.

IMMO.info: Reputation und Verbraucherschutz: Aktuell befindet sich der Teilverkauf im Vergleich zu Kreditprodukten in einem wenig regulierten Marktumfeld. Der Teilverkauf wurde im Juni auf die Tagesordnung der Konferenz der Verbraucherschutzminister gesetzt. Was halten Sie von den Forderungen für mehr Regulierung von Teilverkauf und Immobilienrente?

Kirchhoff: Wir begrüßen Produktstandards – Von einer einheitlichen und sinnvollen Regulierung kann die Branche nur profitieren. Uns ist eine ehrliche und transparente Beratung wichtig. Unsere Kunden haben alle Zeit der Welt, um unser Angebot zu prüfen. Im Durchschnitt beträgt der Zeitraum zwischen Angebot und Notartermin vier Monate. Der Teilverkauf soll eine wohlüberlegte Entscheidung sein. Wir halten unsere Kunden dazu an, die gesamte Familie in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Um Härtefälle bei finanziellen Engpässen vorzubeugen, haben wir übrigens eine Stiftung ins Leben gerufen. Bis jetzt gibt es allerdings keine nennenswerten Rückstände bei unseren Kunden.

IMMO.info: Die Unternehmen im Teilverkauf prüfen Immobilien sehr genau auf die Wertentwicklung und lehnen Wohnungen und Häuser ab, die keine positive Wertentwicklung versprechen. Großer Kritikpunkt am Teilverkauf aller Anbieter ist, dass Verbraucher bei Immobilienteilverkauf eine Mindestwertentwicklung der Immobilie garantieren müssen. Bei einem späteren Gesamtverkauf erhalten die Verbraucher entsprechend weniger Erlös für ihren Immobilienanteil, wenn der Wert nicht gestiegen ist. Warum gehen beide Miteigentümer nicht gleichermaßen ins Risiko? Was halten Sie von einem ausgewogenen Teilverkaufsprodukt, gegebenenfalls mit einem Aufschlag auf das Nutzungsentgelt?

Kirchhoff: Wir haben grundsätzlich eine gemeinsame Interessenslage mit unseren Kunden. Wir wollen beide eine positive Entwicklung und ein möglichst langes Wohnverhältnis. Dabei hilft uns die Wertsicherungsklausel. Um sicherzustellen, dass kein Kunde auf Mehrkosten sitzen bleibt und sich die Immobilien auch wirklich positiv entwickeln, haben wir ein digitales Bewertungstool entwickelt. Immobilien werden in Echtzeit und auf Gutachterniveau bewertet. Hierbei fließen nicht Angebots-, sondern auch realisierte Kaufpreise ein. Wir lehnen nur circa 10 bis 15 Prozent der Anfragen ab. Nicht nur aufgrund der Lage, auch aufgrund des fehlenden Mindestwerts von 200.000 Euro oder aufgrund eines Gewerbeanteils oder Sanierungsstaus. Eine Verteilung des Wertentwicklungsrisikos wäre für uns vorstellbar. Jedoch gibt es einen entscheidenden Punkt, weshalb niemand diese anbietet: Die Refinanzierung durch Kapitalgeber wäre nicht möglich.

Der Teilverkauf wird in drei Jahren ein etabliertes und auch reguliertes Modell sein.

IMMO.info: Wo sehen Sie sich und den Teilverkauf in drei Jahren?

Kirchhoff: Der Teilverkauf wird in drei Jahren ein etabliertes und auch reguliertes Modell sein. Wir wollen mit einer starken Mannschaft und digital optimierten Prozessen hervorstechen und das größte und verbraucherfreundlichste Unternehmen im Teilverkaufssegment sein.

Vielen Dank an Marian Kirchhoff für das ausführliche Interview.

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