Haus dämmen
Haus dämmen: 7 große Irrtümer – und was wirklich stimmt
Wer sein Haus dämmen möchte, hört viele Meinungen: „Dicke Mauern reichen aus“, „die Wände atmen dann nicht mehr“, „gedämmte Häuser schimmeln“. Doch was stimmt – und was ist Mythos? Zwei Energieexperten erklären, warum viele dieser Vorbehalte auf Missverständnissen beruhen.
Mit Unterstützung von:

Lennart Feldmann
Energieberater und Pressesprecher des Bundesverbands der Gebäudeenergieberater

Frank Hettler
Architekt und Leiter von Zukunft Altbau, einer vom Umweltministerium in Baden-Württemberg geförderten Initiative
Mythos 1: „Dicke alte Mauern dämmen genug.“
Das ist falsch. Massive Altbauwände speichern zwar Wärme, halten sie aber nicht. Ohne Dämmung entweicht die Energie ungehindert nach außen. Selbst Mauern mit hohem Wärmespeichervermögen kühlen nach kurzer Zeit aus.
Lennart Feldmann, Energieberater und Pressesprecher des Bundesverbands der Gebäudeenergieberater (GIH ), begegnet diesem Irrglauben täglich:
„Ein halber Meter Wandquerschnitt klingt viel, aber nur weil eine Außenwand dick ist, heißt das noch lange nicht, dass sie auch gut dämmt.“
Zum Vergleich nennt er Zahlen:
„Eine 40 Zentimeter dicke Ziegelwand hat in etwa den gleichen U-Wert wie vier Zentimeter Kork – also rund 0,6 bis 0,8. Im modernen Neubau liegt der Standard heute bei etwa 0,2.“
Diese Werte erreicht man nur, wenn man das Haus dämmt.
Der U-Wert (auch Wärmedurchgangskoeffizient) ist eine zentrale Kennzahl beim Dämmen. Er beschreibt, wie viel Wärme durch ein Bauteil (zum Beispiel Wand, Dach, Fenster) nach außen verloren geht. Je niedriger der U-Wert, desto besser ist die Dämmung bzw. desto weniger Wärme entweicht.
Der U-Wert wird in Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/m²K) angegeben.
Er sagt aus, wie viel Wärmeleistung (in Watt) durch 1 m² eines Bauteils fließt, wenn der Temperaturunterschied zwischen innen und außen 1 Kelvin (bzw. 1 °C) beträgt.
Auch Frank Hettler, Architekt und Leiter von Zukunft Altbau , einer vom Umweltministerium in Baden-Württemberg geförderten Initiative, bestätigt:
„Dicke Mauern puffern zwar über Stunden Wärme, spätestens nach ein paar kalten Tagen im Winter geht diese aber genauso verloren, wie bei Gebäuden mit dünnen Wänden.“
Je nach Baustoff gibt es Unterschiede. Hettler:
„Porenbeton hat gute Dämmwerte, da braucht eine zusätzliche Wärmedämmschicht nicht so dick zu sein, um geforderte Werte zu erreichen – bei Beton oder Vollziegel dagegen schon.“
Haus dämmen: Innen oder außen?
Energieberater Lennart Feldmann empfiehlt grundsätzlich eine Außendämmung: „Sie wirkt im kalten Bereich besser als im warmen – deshalb sollte man das Gebäude lieber von außen einpacken.“ Bei denkmalgeschützten Häusern ist das oft kaum möglich. Dann bleibe die Innendämmung, sagt Altbau-Experte Hettler: „Gute Materialien gibt es inzwischen dafür.“
Mythos 2: „Eine gedämmte Hausfassade kann nicht mehr atmen.“

Dieser Mythos hält sich seit über 150 Jahren – und ist physikalisch längst widerlegt. Wände „atmen“ nicht, sie haben es nie getan. Der Irrglaube geht auf den Mediziner und Chemiker Max von Pettenkofer zurück, der 1858 annahm, Luft könne durch Ziegel diffundieren. Später zeigte der Physiker Ernst Raisch, dass Luftaustausch über Fugen, Fenster oder Lüftungssysteme erfolgen kann – nicht über das Mauerwerk.
Moderne Dämmstoffe wie Mineralwolle oder Holzfaser sind diffusionsoffen. Sie lassen Wasserdampf hindurch, ohne ihn zu stauen. Das bedeutet: Eine fachgerecht gedämmte Fassade ist „atmungsaktiv“ im bauphysikalischen Sinn – sie reguliert Feuchtigkeit.
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Mythos 3: „Hausdämmung verursacht Schimmel.“
Das Gegenteil ist der Fall. Schimmel entsteht dort, wo Wände kalt bleiben und Feuchtigkeit kondensiert. Genau da, wo eine Dämmung am Haus fehlt und Wärmebrücken bestehen. Eine fachgerecht ausgeführte Hausdämmung verhindert diese Kälteinseln und hält die Wandoberflächen warm.
„Mit einer guten Dämmung sinkt das Schimmelrisiko“, sagt Feldmann. „Je höher die Oberflächentemperatur der Wand, desto geringer das Risiko, dass sich Feuchtigkeit niederschlägt. Gleichzeitig fühlt sich der Raum wärmer und behaglicher an – und im Sommer kühler.“
Problematisch wird es bei handwerklichen Fehlern: Hohlräume hinter Dämmplatten, fehlende Abdichtung an Fensterlaibungen oder mangelhafte Anschlüsse. Entscheidend ist daher die Ausführung – und ein angepasstes Lüftungsverhalten.

Mythos 4: „Dämmung schützt nur vor Kälte.“
Falsch. Dämmstoffe wirken in beide Richtungen. Sie halten im Winter die Wärme im Haus und im Sommer die Hitze draußen. Das sorgt für ausgeglichene Raumtemperaturen und schützt besonders Dachräume vor Überhitzung. Ein Haus zu dämmen ist demnach nicht nur eine Energiesparmaßnahme, sondern auch ein wirksamer Hitzeschutz und Komfortfaktor.
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Mythos 5: „Ein Haus zu dämmen ist teuer und rechnet sich kaum.“
Teils-teils. Über eingesparte Heizkosten amortisiert sich eine Hausdämmung nach 20 bis 30 Jahren.
Feldmann beziffert:
„Eine Wärmedämmung kostet zwischen 150 und 250 Euro pro Quadratmeter. Für ein Einfamilienhaus liegen die Gesamtkosten meist zwischen 30.000 und 50.000 Euro – je nach Dämmstoff, Fläche und Ausführung.“

Die Hausdämmung spart nicht nur Energie, sondern trägt auch zum Werterhalt und zur langen Lebensdauer der Immobilie bei.
Förderprogramme von KfW und BAFA übernehmen einen Teil der Kosten. Ein unabhängiger Energieberater kann hierfür einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) erstellen, der für die energetische Planung und für Förderungen relevant ist.
Aktuelle Fördermöglichkeiten 2025
BAFA-Zuschuss (Einzelmaßnahmen Gebäudehülle)Fördersatz: 15 Prozent, mit Sanierungsfahrplan (iSFP) zusätzlich 5 Prozent Bonus
KfW-Kredite (Programm 261 – Energieeffizient Sanieren)
Förderfähige Kosten: bis 60.000 Euro je WohneinheitFörderkredit ab 2,20 Prozent effektivem Jahreszins
Steuerliche Förderung nach Paragraph 35c EstG
Kreditvolumen: bis 150.000 Euro pro Wohneinheit für ein Effizienzhaus.
Tilgungszuschuss: 5 bis 45 Prozent, je nach erreichtem Effizienzhaus-Standard.Absetzbar: 20 Prozent der Sanierungskosten, maximal 40.000 Euro über drei Jahre verteilt.
Vorteil: gilt auch ohne Förderantrag – beim nächsten Steuerbescheid anrechenbar.
Mehr dazu in unserem Ratgeber „Energetische Sanierung: Kosten von der Steuer absetzen“
Energetische Sanierung Steuer
Energetische Sanierung: Kosten von der Steuer absetzen
„Ich kenne niemanden, der in den letzten Jahren eine Dämmung angebracht hat und damit unzufrieden ist“
, sagt Frank Hettler. Die Investition habe sich in der Regel mehrfach gerechnet, besonders mit Blick auf steigende Energiepreise.
Hettler weißt auf den Systemgedanken hin:
„Die Dämmung ist nur ein Teil des Ganzen. Gebäude müssen ganzheitlich betrachtet werden – mit Heizung, Lüftung und Luftdichtigkeit.“
Demnach bringe auch eine Wärmepumpe allein nicht die mögliche Einsparung. Dämmung und Gebäudetechnik müssten zusammenpassen. Nur wer ein Mindestdämmniveau seiner Außenwände erreicht, profitiert von energetischen Einsparungen.

Mythos 6: „Dämmung erhöht das Brandrisiko.“
Das stimmt nicht. Moderne Dämmmaterialien werden streng geprüft und müssen bauaufsichtlich zugelassen sein.
„Was den Brandschutz betrifft, muss sich heute niemand mehr sorgen: Alle Dämmstoffe gelten nach der Brandschutzklasse als nicht brennbar“
, sagt Feldmann. Bei EPS (expandiertes Polysterol) sind Flammschutzmittel eingebracht, und bei Mehrfamilienhäusern verhindern Brandriegel aus Steinwolle, dass sich ein Feuer über die Fassade ausbreiten kann. Mineralische Dämmstoffe wie Glas- oder Steinwolle sind ohnehin nicht brennbar.
Mythos 7: „Eine Dämmung hält ewig.“
Nicht ganz. Auch Dämmstoffe altern. UV-Strahlung, Temperaturwechsel oder Feuchtigkeit können die Wirkung mindern.
„80 Prozent der Wärmedämmverbundsysteme halten über 35 Jahre. Eine Vorhangfassade sogar noch länger“

, sagt Frank Hettler. Nach rund 30 bis 40 Jahren sollte demnach die Fassade überprüft werden.
Wichtig ist die regelmäßige Wartung: Risse schließen, Oberflächen pflegen, gegebenenfalls eine neue Dämmlage aufbringen. Eine Bestandsdämmung müsse selten runter, so der Experte.
„Um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, reichen bei der Fassade je nach Material etwa 16 Zentimeter Dämmung aus“, sagt er. „Für eine energetische Förderung braucht es rund 20 Zentimeter – das ist das heutige Dämmniveau.“
Fazit: Das Haus zu dämmen lohnt sich fast immer
Wer sein Haus zukunftsfähig machen will, kommt an einer guten Gebäudedämmung kaum vorbei. Moderne Systeme steigern die Energieeffizienz, den Wohnkomfort und den Immobilienwert. Mit der richtigen Planung, passenden Materialien und Fördermitteln wird die energetische Sanierung zur langfristig rentablen Investition für Eigentümer.
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