Betrug bei Immobilienportalen
Betrug auf Immoscout & Co: Das ist die Masche und so schützen Sie sich
Wer eine Wohnung sucht, kommt an Portalen wie Immoscout kaum vorbei. Doch wo viele Angebote auf Interessenten warten, lauern auch Betrüger. Mit gefälschten Inseraten locken Kriminelle ahnungslose Suchende in die Falle. Wie die Betrugsmaschen funktionieren und woran Sie Fake-Anzeigen erkennen. Ein Überblick.
70 Quadratmeter sanierter Altbau im begehrten Kölner Viertel Nippes, Echtholzdielen, modernes Bad, Balkon mit Blick ins Grüne – und das Ganze für 860 Euro Miete. Ein verlockendes Angebot, das jedoch einen Haken hat: Die Eigentümer wissen nichts von der Anzeige. Sie haben ihre Wohnung bereits vor zwei Monaten für 1.200 Euro vermietet.
Solche Fake-Anzeigen sind leider kein Einzelfall. Betrüger nutzen beliebte Stadtteile und günstige Preise, um Interessenten anzulocken. Ihr Ziel: Daten und Geld von Wohnungssuchenden zu erlangen. Oft versprechen sie, die Wohnung im Voraus zu „reservieren“ und verlangen dafür eine Kaution oder Reservierungsgebühr. Zahlt man diese Gebühr, verschwinden die Anbieter spurlos – eine Gegenleistung bleibt aus.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Betrüger locken mit gefälschten Immobilienanzeigen oder Phishing-Mails, um an Geld und persönliche Daten zu gelangen.
- Unrealistisch günstige Angebote sind oft ein Hinweis auf betrügerische Inserate.
- Keine Zahlungen leisten, bevor eine Besichtigung, ein Mietvertragsabschluss und die Schlüsselübergabe erfolgt sind.
Betrug mit Immobilien hat erkennbare Muster: Das sind die häufigsten Betrugsmaschen auf Immoscout & Co.
1 Fake-Anzeigen mit zweckentfremdeten Inhalten
Betrüger erstellen gefälschte Inserate mit verlockenden Wohnungsbildern und unschlagbaren Preisen, vor allem in stark nachgefragten Regionen und Großstädten. Oft existieren die Wohnungen entweder nicht oder sind längst vermietet. Ziel ist es, möglichst viele Interessenten anzulocken. Die Fotos und Beschreibungen werden häufig aus echten Inseraten kopiert und zweckentfremdet. Oder die Anzeige enthält eine erfundene Beschreibung sowie Stockfotos oder Bilder von Ferienwohnungen.
2 Vorkasse für die Besichtigung oder Direktvermietung
Nach Kontaktaufnahme behauptet der vermeintliche Vermieter, eine Besichtigung sei nicht möglich, da er sich im Ausland aufhalte. Oftmals geben sich die Täter als Amerikaner oder Engländer aus, die eine Immobilie geerbt hätten. Sie bieten an, den Wohnungsschlüssel gegen die Zahlung einer Kaution zu schicken oder über einen Mittler zu übergeben. Die Zahlung soll über schwer nachvollziehbare Dienste wie Western Union oder Treuhandservices erfolgen. Zahlt man, verschwindet das Geld – ohne je einen Schlüssel erhalten zu haben.
Einige Betrüger nutzen die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt aus, indem sie bereits im Vorfeld Geld verlangen, um Interessenten in die vermeintliche Vorauswahl aufzunehmen.
Ebenso möglich ist, dass die Immobilie direkt zur Miete angeboten wird, ohne vorherige Besichtigung. Dafür verlangen die Kriminellen vor Abschluss des Mietvertrages eine Kaution. Ist das Geld überwiesen, fehlt vom angeblichen Vermieter jede Spur.
3 Phishing von persönlichen Daten
Eine weitere Masche ist das sogenannte Phishing, bei dem Betrüger versuchen, persönliche Daten zu stehlen. Dem Interessenten wird vorgegaukelt, dass die Nachfrage sehr hoch sei und eine Vorauswahl potenzieller Mieter stattfinde. Er wird auf eine Website geleitet, um persönlichen Daten einzugeben. Kurz darauf folgt eine Rechnung für die angebliche „Registrierung“.
Betrüger tarnen sich ebenfalls durch E-Mails, die scheinbar von seriösen Portalen wie Immobilienscout24 oder Immowelt stammen, und fordern zur Dateneingabe oder zu einer Zahlung auf. Anhänge solcher E-Mails, insbesondere ausführbare Dateien (zum Beispiel mit der Endung .exe), Skriptdateien (.js) oder Archivdateien (.zip), sollten nicht geöffnet werden.
Eine besonders gefährliche Variante des Phishings ist der Identitätsdiebstahl: Betrüger erlangen sensible Daten und nutzen diese, um Bankkonten zu plündern oder sich als die betroffene Person auszugeben. Geben Sie daher niemals Passwörter oder Kontodaten per E-Mail oder Telefon preis. Senden Sie keine sensiblen Dokumente vor Besichtigung und vor persönlichem Kontakt.
4 Kostenpflichtige Listen für weitere Wohnungsangebote
Manche Betrüger bieten „exklusive Listen“ mit interessanten Wohnungsangeboten gegen eine Gebühr an. Nach der Bezahlung stellt sich jedoch heraus, dass die Liste entweder nutzlos ist oder es sich bei den Angeboten um Kopien von Anzeigen aus bekannten Immobilienportalen handelt.
5 RIP-Deal (für Immobilienverkäufer)
Immobilienverkäufer sollten sich vor dem sogenannten „RIP-Deal“ schützen. Dabei geben sich die Betrüger als interessierte Käufer aus und bieten verlockende Konditionen. Sie schlagen vor, das Geld in Form eines Devisengeschäfts ins Ausland zu transferieren. Wer sich darauf einlässt, verliert sein Geld.
Immonet, Immowelt und Immoscout 24
Was leisten Immobilienscout24, Immonet und Immowelt?
So erkennen Sie Fake-Anzeigen und Betrug auf Immoscout und Co.
Preis und Lage prüfen
Seien Sie misstrauisch bei auffallend günstigen Angeboten, vor allem in Großstädten und Trendvierteln. Liegt der Mietpreis weit unter dem Durchschnitt, handelt es sich häufig um eine Falle. Ein Blick in den örtlichen Mietspiegel kann helfen, realistische Preise zu erkennen. Verdächtig sind auch fehlende Angaben zu den Nebenkosten. Sind Kalt- und Warmmiete gleich hoch, sollten Sie skeptisch sein.
Fotos prüfen
Passen die Fotos zur Beschreibung? Bilder, die wie aus einem Hochglanzprospekt wirken, könnten aus dem Internet gestohlen sein. Mit der umgekehrten Bildersuche von Google können Sie überprüfen, ob die Bilder anderswo im Netz verwendet wurden.
Beschreibung gegenchecken
Auch die Texte lassen sich leicht überprüfen. Googlen Sie zum Beispiel nach Textpassagen, um herauszufinden, ob sie von anderen Inseraten kopiert wurden. Wenn mehrere Anzeigen den gleichen Text verwenden, jedoch unterschiedliche Preise oder Kontaktdaten haben, ist Vorsicht geboten. Ebenso sollten Sie misstrauisch werden, wenn der Text merkwürdige Formulierungen enthält, die auf den Einsatz von Übersetzungssoftware oder künstlicher Intelligenz (KI) hinweisen.
Kontaktdaten prüfen
Überprüfen Sie die Kontaktdaten des Vermieters oder Maklers. Seriöse Anbieter verwenden vollständige Namen, Adressen und Telefonnummern, die sich leicht verifizieren lassen.
Eine offizielle E-Mail-Domain (z. B. “@immobilienscout24.de”) ist ein weiterer Hinweis auf Seriosität. Freemail-Anbieter wie Gmail oder Yahoo sind in diesem Zusammenhang eher unüblich. Bestehen Sie immer auf auf persönlichen Kontakt.
Zudem können Sie den Maklerschein des Maklers prüfen, der in Deutschland erforderlich ist. Ein vollständiges Impressum und weitere Wohnungsangebote auf der Website des Maklers sprechen ebenfalls für Vertrauenswürdigkeit. Bei Direktvermietung durch den Eigentümer: fragen Sie bei der Hausverwaltung der besichtigten Immobilie nach, ob es sich wirklich um den Eigentümer handelt.
Telefonieren
Ein persönliches Telefonat kann helfen, die Seriosität des Angebots einzuschätzen. Ist der angebliche Vermieter schwer erreichbar, weicht er Fragen aus oder gibt nur vage Antworten, kann dies ein weiterer Hinweis auf Betrug sein. Betrüger vermeiden oft telefonischen Kontakt.
Was Sie gegen den Betrug auf Immobilienscout24, Immowelt und Co. tun können
Grundsätzlich gilt: Lassen Sie beim geringsten Verdacht sofort die Finger vom Angebot. Lassen Sie sich nicht auf schnelle Entscheidungen oder Zahlungen drängen.
Keine Vorauszahlung leisten
Zahlen Sie kein Geld im Voraus, bevor Sie die Wohnung besichtigt haben und alle Unterlagen wie Mietvertrag und Schlüssel in den Händen halten. Nur so können Sie sicherstellen, dass die Wohnung tatsächlich existiert und den Angaben entspricht. Ein Wohnungsangebot ohne eine persönliche Besichtigung ist unüblich und spricht für einen Betrugsversuch.
Vorsicht mit persönlichen Daten
Seien Sie zurückhaltend mit der Weitergabe persönlicher Informationen wie Ausweisdaten oder Bankverbindungen. Mit diesen Daten wird häufig Missbrauch betrieben.
Betrug bei der Polizei anzeigen
Wenn Sie auf eine betrügerische Anzeige stoßen oder selbst Opfer eines Betrugs werden, sollten Sie den Vorfall sofort der Polizei melden. Rechtlich handelt es sich um Betrug, wenn Sie aufgrund einer gefälschten Wohnungsanzeige eine Zahlung leisten und Ihnen dadurch ein finanzieller Schaden entstanden ist. Ebenfalls anzeigen sollten Sie den Datenklau. Auch wenn es für die Behörden oft schwierig ist, die Täter zu fassen – vor allem, wenn die Spuren ins Ausland führen – hilft jede Anzeige, den Druck auf die Betrüger zu erhöhen.
Wenn Sie bereits Geld überwiesen haben, fordern Sie Ihre Bank auf, die Zahlung rückgängig zu machen. Allerdings haben Sie keinen Anspruch darauf, dass die Bank die Überweisung zurückbucht. Anders sieht es bei Zahlungen per Lastschrift aus: Hier können Sie – je nach Bankinstitut – innerhalb von 13 Wochen eine Rückgabe verlangen.
Immobilienportal informieren
Zusätzlich sollten Sie den Vorfall dem Betreiber des Immobilienportals melden, um andere Wohnungssuchende vor denselben Betrügern zu schützen. Bei Immobilienscout24 beispielsweise können unseriöse Angebote über den Button „Angebot an Immobilienscout24 melden“ berichtet werden. Das Portal bietet zudem für jedes Inserat eine Preis- und Lagebewertung. Wenn das Angebot unseriös erscheint und deutlich unter dem Durchschnittspreis der Region liegt, handelt es sich wahrscheinlich um einen Betrugsversuch.
Portalinterne Sicherheitsmechanismen
Immobilienscout24 und weitere Immobilienportale setzen technische Filter ein, um verdächtige Inserate zu identifizieren. Wird ein Betrugsverdacht – sei es durch den Filter oder durch Nutzer – gemeldet, wird das entsprechende Inserat deaktiviert und gründlich geprüft. Bestätigt sich der Betrugsverdacht, wird die Anzeige gelöscht und das entsprechende Nutzerkonto gesperrt. Alleine darauf dürfen Sie sich nicht verlassen, denn auch große Portale wie Immonet, Immowelt oder Immoscout erkennen nicht jeden Betrug.
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