Kosten für ein Immobiliengutachten

Wenn Sie Ihr Haus verkaufen, sich scheiden lassen oder in einen Rechtsstreit verwickelt sind, ist ein Wertgutachten oft erforderlich. Es gibt zwei Arten von Gutachten: das Kurzgutachten und das Vollgutachten ( Verkehrswertgutachten). Das Kurzgutachten ist kostengünstiger und weniger umfangreich als ein ausführliches Verkehrswertgutachten.

In Abhängigkeit von den Anforderungen müssen gesetzliche Vorschriften und Grundlagen der Immobilienbewertung beachtet werden (ImmoWertV ).

Die Kosten für ein Immobiliengutachten fallen in Abhängigkeit von der Fragestellung und Komplexität unterschiedlich aus:

• Konkrete Fragestellung und Art und Umfang des Gutachtens
• Größe und Komplexität der Immobilie oder des Grundstücks
• Immobiliengutachter und Qualifikation des Immobiliengutachters

Ein Kurzgutachten enthält eine vereinfachte Bewertung Ihrer Immobilie. Es berücksichtigt die wichtigsten Faktoren zur Baubeschreibung, verzichtet aber auf Details wie zum Beispiel Bauzeichnungen. Ein Kurzgutachten bietet eine gute Orientierung bei:

• einem Immobilienverkauf,
• einem Immobilienkauf und
• einer Scheidung oder Erbschaft ohne Rechtsstreit.

Für den Verkauf reicht es aus, um einen realistischen Angebotspreis zu ermitteln und einen Verkaufspreis gegenüber potenziellen Käufern zu begründen.

Ein Kurzgutachten kostet ab 500 Euro und ist relativ schnell erstellt. Es umfasst oft bis zu zehn Seiten und enthält eine Einschätzung des Verkehrswertes.

Kurzgutachten können kostengünstig erstellt werden. Sie sind allerdings nicht für jeden Zweck einsetzbar.

Manche Makler bieten schnelle Wertgutachten oder Kurzgutachten kostenlos an, in der Hoffnung, den Vermarktungsauftrag zu erhalten.

Eine professionelle und detaillierte Wertermittlung können Sie in diesem Fall nicht erwarten. Als erste Orientierung können solche Wertermittlungen jedoch hilfreich sein.

Wenn Ihr Fall komplexer ist, benötigen Sie ein umfassendes Verkehrswertgutachten, auch Vollgutachten genannt. Dieses Gutachten berücksichtigt alle relevanten Immobilienfaktoren und wird in der Regel für behördliche Anlässe und Rechtsstreitigkeiten benötigt, wie zum Beispiel:

• Zwangsversteigerungen
• Scheidungs- oder Erbschaftsstreitigkeiten
• Prüfung der Schenkungs- oder Erbschaftssteuer
• Ermittlung von Betriebsvermögen
• Schadensersatzanforderungen bei Baumängeln
• Nachweis des Verkehrswertes für das Finanzamt

Bis 2019 gab die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI ) den Kostenrahmen für ein Immobiliengutachten vor. Auch wenn die HOAI nicht mehr verbindlich ist, kann man sich an ihr und den Honorarrichtlinien  des Bundesverbandes öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger (BVS) orientieren. In der Praxis sind die Honorarsätze nach wie vor ein Anhaltspunkt für die Preise von Sachverständigen.

Die Preise für ein Vollgutachten liegen heute in der Regel zwischen 0,5 und 1,5 Prozent des ermittelten Verkehrswertes der Immobilie. Ein Vollgutachten für eine einfache Immobilie im Wert von 600.000 Euro kostet demnach 3.000 bis 9.000 Euro. Wird die Immobilienbewertung zum Beispiel durch die Art der Immobilie erschwert, können die Gutachterkosten höher ausfallen.

Für ein Vollgutachten wählt der Gutachter das passende Bewertungsverfahren (ImmoWertV) aus. Er kann auch mehrere kombinieren. Außerdem muss er zahlreiche werterhöhende oder wertsenkende Faktoren berücksichtigen. In einem eigenen Beitrag stellen wir Ihnen die Verfahren zur Immobilienbewertung und weitere Kriterien vor:

Kosten für Immobiliengutachten können frei vereinbart werden. Es gibt keine gesetzlichen Preisvorgaben. Basis für den frei verhandelbaren Preis eines Gutachtens ist der Aufwand, den der Sachverständige für die Immobilienbewertung hat.

Wir empfehlen vorher mit dem Immobiliengutachter über den Zeitaufwand zu sprechen und eine pauschale Vereinbarung für die Kosten des Immobiliengutachtens zu treffen. Sie sollten zudem Angebote von mehreren Immobiliengutachtern einholen und vergleichen.