Modulares Bauen
Lohnt sich Modulares Bauen? Kosten, Nachteile und Anbieter
Anbieter von Modulhäusern versprechen kurze Bauzeiten, niedrige Preise und Flexibilität. Doch stimmt das?
Das Wichtigste in Kürze
- Modulares Bauen verkürzt die Bauzeit auf der Baustelle, da Raumeinheiten vorgefertigt werden. Berücksichtigt man jedoch die Produktionszeit in der Fabrik und die Lieferzeit, besteht kein wesentlicher zeitlicher Vorteil gegenüber einem Fertighaus.
- Ein Pluspunkt ist die höhere Planungssicherheit bei den Kosten, da der Preis im Voraus festgelegt wird.
- Zudem ermöglicht modulares Bauen Flexibilität, denn Modulhäuser können erweitert, verkleinert oder bei einem Umzug mitgenommen werden.
- Der Nachteil: Bauherren haben weniger Freiheiten beim Grundriss.
- Modulhäuser lohnen sich vor allem für Haushalte, die flexibel bleiben möchten und keine langen Bauzeiten vor Ort wünschen.
Was ist modulares Bauen?
Modulares Bauen ist eine Bauweise, bei der komplette Raummodule in einer Fabrik hergestellt werden. Diese containerartigen Einheiten enthalten bereits wichtige Bauelemente wie Wände, Decken, Fenster und technische Installationen.
Vor Ort werden die Module innerhalb weniger Tage oder Wochen auf dem Grundstück einzeln platziert oder im Baukastenprinzip zusammengesetzt. Ein Modul ist üblicherweise zwischen 20 und 50 Quadratmeter groß und wird per Schwerlasttransport zur Baustelle gebracht.
Was sind die Vorteile des modularen Bauens?
Modulhäuser haben einige Vorteile gegenüber Fertighäusern oder Massivhäusern:
1 Kurze Bauzeiten auf der Baustelle
Die Module werden bereits im Werk vorproduziert, während auf der Baustelle das Fundament entsteht. Dadurch verkürzt sich die Bauzeit auf der Baustelle erheblich. Laut Florian Becker, Geschäftsführer beim Bauherren-Schutzbund , dauert dies nur wenige Wochen, während ein Fertighaus zwei bis drei Monate benötigt.
Die Lieferung eines Modulhauses kann sich allerdings laut Becker Monate oder sogar ein Jahr hinziehen, sodass der gesamte Bau ähnlich lange dauert wie bei einem Massivhaus. Ein schneller Bauablauf ist also vor allem auf der Baustelle gegeben.
2 Planungssicherheit
Bauherren erfahren im Voraus einen genauen Preis und haben somit mehr Planungssicherheit. Florian Becker erklärt gegenüber IMMO.info:
“Das Risiko von späteren Preissteigerungen bei Materialien oder Handwerker ist geringer.“
3 Weniger Schmutz und Lärm auf der Baustelle
Da der Großteil der Arbeiten im Werk erfolgt, ist die Baustelle vor Ort sauberer und ruhiger. Die reine Montage der Module dauert nur wenige Tage, und die restlichen Arbeiten wie der Innenausbau und das Verbinden der Module sind spätestens nach wenigen Wochen erledigt.
4 Flexibel veränderbar
Ein Modulhaus kann mit neuen Modulen erweitert oder bei Bedarf auch wieder verkleinert werden. Sogar ein Umzug mit dem ganzen Haus ist prinzipiell möglich, da es transportfähig bleibt. Florian Becker erklärt jedoch: „In der Praxis passiert es fast nie, dass ein Modulhaus mitgenommen wird.“ Manche Gemeinden erlauben es zudem nicht, dass Modulhäuser auf Grundstücken errichtet werden.
Was sind die Nachteile des modularen Bauens?
Daneben bringen Modulhäuser auch einige Nachteile mit sich:
1 Weniger Freiheit beim Grundriss
„Beim Grundriss sind Bauherren wenig flexibel“, erklärt Florian Becker vom Bauherren-Schutzbund. Weite Flure oder große Innenräume sind bei der Modulbauweise nicht umsetzbar.
Das liegt allein schon am Transport: Die Raumzellen dürfen bestimmte Maße nicht überschreiten, damit sie unter Brücken und durch Tunnel passen. Florian Becker erklärt:
“In der Regel sind Modulhäuser nicht länger als ein Schwerlast-LKW.”
2 Hohe Kosten für Transport und Montage
Da die Module groß und schwer sind, benötigt man Spezialtransporte und Kräne. Für übergroße Transporte sind oft Genehmigungen und Polizeibegleitung nötig – das erhöht die Kosten. Florian Becker vom Bauherren-Schutzbund erklärt:
“Wenn man alle Kosten berücksichtigt – inklusive Transport –, ist ein Modulhaus kaum günstiger als ein Massivhaus oder Fertighaus gleicher Größe.“
3 Schlechtere Trittschalldämmung bei mehreren Etagen
Wenn Module übereinander gebaut werden, ist die Schalldämmung zwischen den Stockwerken oft nicht so gut wie bei Massivhäusern. Laut Florian Becker kann das gerade bei Mehrfamilienhäusern zu einem Problem werden, wo das Lärmverhalten der Nachbarn nicht beeinflusst werden kann.
4 Nicht überall erlaubt
In manchen Wohngebieten ist das Aufstellen von Modulhäusern nicht gestattet. Ob es möglich ist, hängt vom örtlichen Bebauungsplan ab.
5 Weniger Wertstabilität
Im Vergleich zu Massivhäusern verlieren Modulhäuser oft schneller an Wert. Beim Wiederverkauf kann das ein Nachteil sein.
Wie hoch sind die Kosten des modularen Bauens?
Anders beurteilt das der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW : Er spricht von deutlich geringeren Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Mehrfamilienhäusern.
Ende 2023 untersuchte der Verband Angebote von 25 Modulhaus-Herstellern und ermittelte einen Medianpreis von 3200 Euro pro Quadratmeter – das sei deutlich unter dem Durchschnittspreis normaler Mehrfamilienhäuser in Deutschland.
Wer sind die Anbieter im Bereich modulares Bauen?
In Deutschland bieten unter anderem die folgenden Unternehmen Tiny Houses an oder bauen Gewerbe- oder Wohnimmobilien für Privatleute, Unternehmen und Gemeinden:
- AH Aktiv-Haus GmbH (Stuttgart): Hauptbaustoff Holz, Mehrfamilienhäuser
- ALHO Systembau GmbH (Friesenhagen, Rheinland-Pfalz): Hauptbaustoffe Stahl-Hybrid und Holz-Stahl-Hybrid, Immobilien in den Bereichen Arbeiten, Bildung, Wohnen und Gesundheit.
- Lechner Immobilien Development GmbH (Frankfurt am Main): Hauptbaustoff Holz, Mehrfamilienhäuser.
- Max Bögl Modul AG (Sengenthal, Bayern): Hauptbaustoff Beton, Mehrfamilienhäuser.
- MBN GmbH (Georgsmarienhütte, Niedersachsen): Hauptbaustoff Holz-Stahl-Hybrid, Mehrfamilienhäuser.
- Solid.Modulbau GmbH (Ahaus, NRW): Hauptbaustoff Beton-Hybrid, Immobilien in den Bereichen Anbauten, Mehrfamilienhäuser, Gewerbeimmobilien, Bürocontainer.
- Sonnleitner Holzbauwerke (Ortenburg, Bayern): Hauptbaustoff Holz, Tiny Houses.
- Timo Haus (Münster, NRW): Hauptbaustoff Holz, energieeffiziente Tiny Houses.
- Vital Camp (Flensburg, Schleswig-Holstein): Hauptbaustoff Holz, Tiny Houses.
Daneben bieten auch viele Anbieter von Fertighäusern Modulhäuser an, etwa die Schwörer Haus KG.
Was sollten Käufer von Modulhäusern beachten?
Florian Becker vom Bauherren-Schutzbund gibt drei Tipps, die Käufer von Modulhäusern beachten sollten:
Längere Gewährleistungsfrist sichern:
Standardmäßig gelte bei Modulhäusern eine Gewährleistungspflicht von zwei Jahren. Würden danach Mängel am Bau offensichtlich werden, müsse das Modulbauunternehmen nicht mehr haften. Becker rät daher, sich vertraglich fünf Jahre Gewährleistung zusichern zu lassen.
Vermeidung zu hoher Vorkasse:
Es sollte nicht ein zu großer Teil des Kaufpreises im Voraus bezahlt werden. Becker erklärt: „Geht das Modulbauunternehmen bankrott, bevor das Modulhaus geliefert wurde, können Käufer das im Voraus bezahlte Geld teilweise oder sogar komplett verlieren.“ Laut Becker wird ein Modulhaus nicht wenige Wochen nach Vertragsschluss auf dem Bauplatz stehen. Becker rät daher dazu, bloß einen kleinen Teil im Voraus zu bezahlen – möglichst weniger als 20 Prozent der Gesamtkosten.
Beachtung energetischer Standards:
Käufer sollten sich vertraglich zusichern lassen, dass ein Modulhaus energetische Standards erfüllt, etwa den EH-55-Standard, der für Neubauten gesetzlich verpflichtend ist.
Lohnt sich modulares Bauen?
Florian Becker hält Modulhäuser vor allem für einen Ein- oder Zwei-Personen-Haushalt für eine interessante Alternative. Die Vorteile gegenüber Fertighäusern seien vor allem die kurze Bauzeit auf der Baustelle und die Flexibilität, da das Modulhaus bei einem Umzug mitgenommen werden könne.
Allerdings sollten Käufer immer auch die Option Fertighaus prüfen und Preise vergleichen. In den Kosten sieht Becker keinen Kaufgrund, denn ein Modulhaus sei schlüsselfertig nicht oder kaum günstiger als ein klassisches Fertighaus gleicher Größe.
Fazit: Modulares Bauen
Modulares Bauen ist bislang eine Nischen-Bauweise, kann aber eine Alternative für Haushalte sein, die flexibel bleiben möchten und lange Bauzeiten vermeiden wollen.
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Ausdruck: 21.07.2025
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