Wohnform Einfamilienhaus

Ist das Einfamilienhaus noch zukunftsfähig?

Lebensabschnittsmodell: Das Einfamilienhaus gilt seit Jahrzehnten als Inbegriff des deutschen Wohntraums. Doch angesichts aktueller demografischer, ökologischer und ökonomischer Herausforderungen stellt sich die Frage: Ist diese Wohnform überhaupt noch zukunftsfähig?

Autor: Redaktion und Experten | Veröffentlicht: 11.03.2025 | Lesezeit: 20 Minuten | Drucken

Einfamilienhaus Wohnform

Das “Lebensabschnittsgebäudekarussell” bietet einen neuen Ansatz, der das Einfamilienhaus im Kontext veränderter Lebensphasen kritisch beleuchtet und eine Lösung für viele gesellschaftliche Probleme bereithält.

Aktuelle Wohnsituation in Deutschland

Einfamilienhaus Mehrfamilienhaus Wohnform Politik

Ist das Einfamilienhaus eine zukunftsfähige Wohnform? Oder sind Mehrfamilienhaus das richtige Modell?

Um die Relevanz des Einfamilienhauses für die Deutschen zu bewerten, ist ein Blick auf die aktuellen Wohnformen in Deutschland notwendig. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes lebten 2022 rund 37,54 Millionen Personen in Mietverhältnissen, während die Eigentumsquote bei etwa 46 Prozent lag. (Statistik zum Wohnen in Deutschland )

Interessanterweise zeigt sich, dass insbesondere ältere Alleinlebende häufig in großen Wohnungen oder Häusern wohnen: 27 Prozent der über 65-Jährigen, die allein leben, bewohnen eine Fläche von mindestens 100 Quadratmetern. Das liegt daran, dass sich die Wohnsituation gerade, wenn Eigentum erworben wurde, als nicht besonders flexibel darstellt: Sind die Kinder ausgezogen, ziehen die Eltern in der Regel ihrerseits nicht etwa in eine kleinere Wohnung, sondern bleiben im Einfamilienhaus, das vormals als Familienheim diente, obwohl es zu groß, zu teuer und meist auch zu beschwerlich ist oder zumindest wird. Angesichts des wachsenden Bedarfs an Wohnraum stellt sich neben den individuellen Belastungen, die sich hieraus ergeben, die Frage, ob diese Wohnverteilung noch effizient ist.

Vorteile und Nachteile des Einfamilienhauses

Das Einfamilienhaus bietet zahlreiche Vorteile

Zu diesen zählen unter anderem Privatsphäre, individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und oft ein eigener Garten. Für Familien mit Kindern stellt es einen idealen Rückzugsort dar und ist für viele Menschen in der Phase der Familiengründung ein wichtiges Projekt.

Nicht zuletzt die oft vertretene Ansicht, ein Einfamilienhaus sei eine sinnvolle Form der Altersvorsorge, weil man hierdurch im Alter mietfrei wohnen könne, führt zu diesem Zielbild. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass man es bis zum Renteneintritt schafft, die in der Regel für den Erwerb notwendige Finanzierung zurück zu führen.

Diese Wohnform bringt auch Herausforderungen mit sich, vor allem im Alter

Hohe Energiekosten

Größere Wohnflächen verursachen höhere Heiz- und Stromkosten, insbesondere wenn das Gebäude energetisch ineffizient ist.

Einsamkeitsrisiko im Alter

Nach dem Auszug der Kinder bleiben viele Räume ungenutzt und alleinlebende Senioren fühlen sich in großen Häusern oft isoliert und alleine. Diese gesellschaftliche Problematik ist nicht zu unterschätzen und führt oft zu gesundheitlichen Auswirkungen psychischer Natur.

Instandhaltungsaufwand

Haus und Garten erfordern kontinuierliche Pflege, was mit zunehmendem Alter zur Belastung werden kann. In der Regel steht nicht genug Liquidität bereit. um sich externe Unterstützung zu suchen und diese auch zahlen zu können.

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Ökologische Auswirkungen des Einfamilienhauses

Einfamilienhäuser brauchen Platz und viel Material. Das hat Auswirkungen auf die Umwelt, die es zu überdenken gilt. Die Hauptprobleme des klassischen Einfamilienhauses lassen sich in den folgenden beiden Aspekten zusammenfassen:

Flächenverbrauch

Einfamilienhäuser sind oft weniger energieeffizient als moderne Mehrfamilienhäuser, was zu höheren CO₂-Emissionen beiträgt.

Energieeffizienz

Einfamilienhäuser sind oft weniger energieeffizient als moderne Mehrfamilienhäuser, was zu höheren CO₂-Emissionen beiträgt.

Das Lebensabschnittsgebäudekarussell als Lösung

Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen haben Studierende der Technischen Universität München (TUM ) das Konzept des “Lebensabschnittsgebäudekarussells” entwickelt. Dieses Modell basiert auf der Idee, Wohnräume flexibel an die unterschiedlichen Lebensphasen der Bewohner anzupassen. Diese Lebensphasen lassen sich grob in die folgenden drei Phasen einteilen:

  1. Familienphase
    Während der Zeit mit Kindern wird ein größeres Raumangebot benötigt.
  2. “Leeres Nest”
    Nach dem Auszug der Kinder können ungenutzte Räume vermietet oder in Gemeinschaftsflächen umgewandelt werden.
  3. Seniorenphase
    Im Alter kann der Wohnraum verkleinert und barrierefrei gestaltet werden, während andere Teile des Hauses anderweitig genutzt werden.

Das Prinzip der Rotation innerhalb einer Gemeinschaft, die man juristisch sinnvoll als Genossenschaft ausgestalten kann, ermöglicht eine jederzeit effiziente und bedarfsgerechte Wohnsituation für alle Bewohner. Anstatt im Alter in einem zu großen Einfamilienhaus zu verharren, können ältere Bewohner in eine kleinere, seniorengerechte Wohneinheit innerhalb der Gemeinschaft umziehen, während eine junge Familie das größere Haus übernimmt. Gleichzeitig tragen Gemeinschaftsflächen dazu bei, Vereinsamung im Alter zu verhindern.

Neue Strukturen und die Rolle der Genossenschaft

Damit dieses Modell funktionieren kann, müssen neue Besitz- und Eigentumsstrukturen etabliert werden. Hierbei könnte die Rechtsform der Genossenschaft eine zentrale Rolle spielen. Die Vorteile einer genossenschaftlichen Organisation sind:

  • Flexibilität
    Wohnraum kann an wechselnde Bedürfnisse angepasst werden, ohne dass Eigentümer ihr Hab und Gut verkaufen müssen.
  • Sicherheit
    Bewohner behalten Mitspracherecht und genießen Wohnsicherheit.
  • Sozialer Zusammenhalt
    Durch die gemeinschaftliche Verwaltung entsteht ein stärkeres soziales Netzwerk, das besonders im Alter von Vorteil ist.

In einem genossenschaftlich organisierten Wohnmodell könnten Immobilien in einen gemeinsamen Pool überführt werden, aus dem sich die Mitglieder – je nach Lebensphase – eine passende Wohneinheit zuweisen lassen. Damit würde der Wechsel von einer großen Familienwohnung in eine kleinere Seniorenwohnung ohne Eigentumsverlust ermöglicht werden.

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Immobilienverrentung als Alternative

Für ältere Hauseigentümer, die in ihrem Einfamilienhaus bleiben möchten, aber finanzielle Mittel benötigen, bietet die Immobilienverrentung eine sinnvolle Lösung. Dabei wird das Haus verkauft und der Verkäufer erhält ein Wohnrecht auf Lebenszeit. Allerdings führt dies zum Verlust des Eigentums, was für viele Betroffene eine emotionale Hürde darstellt.

Es ist daher ratsam, sich für Fragen der Immobilienverrentung umfassend beraten zu lassen.

 

Zusammenfassung

Das klassische Einfamilienhaus steht vor einem Paradigmenwechsel. Angesichts demografischer Veränderungen, ökologischer Herausforderungen und des Mangels an Wohnraum ist es notwendig, neue Wohnkonzepte zu entwickeln.

Das “Lebensabschnittsgebäudekarussell” bietet einen innovativen Ansatz, der Flexibilität, Effizienz und Gemeinschaft fördert. Gleichzeitig sollten alternative Modelle wie die Immobilienverrentung sorgfältig geprüft werden, um individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Eine umfassende Beratung ist hierbei unerlässlich, um die beste Lösung für die jeweilige Lebenssituation zu finden.

Mehr zur Erforschung der Sinnhaftigkeit von Lebensabschnittsmodellen kann hier auf der Seite der TU München  zur Professur “Urban Design” abgerufen werden.

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Ausdruck: 01.04.2025

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