Was können Verbraucher tun?
Gestiegene Strompreise 2022
Rohstoffpreise sind auf einem Rekordhoch und spätestens mit dem Krieg in der Ukraine sind die Aussichten düster. Die hohen Strompreise im Jahr 2022 werden zur Belastungsprobe für viele Haushalte. Nachdem Billiganbieter wie Stromio und Grünwelt vom Markt verschwunden sind, bleibt oft nur der Grundversorger. Doch auch der hat die Stromtarife deutlich erhöht. Was also tun?
Die Schreiben der Stromanbieter haben Kunden zuletzt böse überrascht. Bis zu 30 Prozent mehr kostet Strom seit Anfang des Jahres. Denn Strom ist nicht mehr so leicht zu beschaffen wie früher. Das hat manche Anbieter sogar veranlasst, ihren Kunden zu kündigen. Einige Haushalte fallen jetzt zurück auf den Grundversorger.
Bevor Sie jedoch wieder zu einem alternativen Anbieter wechseln und einen langfristigen Vertrag unterzeichnen, sollten Sie folgendes berücksichtigen:
1. Strompreise 2022: Tarife der Stromanbieter und des Grundversorgers vergleichen
Der deutsche Strommarkt befindet sich in einer Sondersituation. Die Einkaufspreise liegen für die Stromunternehmen auf Rekordhoch. Spätestens seit dem Krieg in der Ukraine ist auf absehbare Zeit keine Verbesserung der Lage in Sicht. Hat sich in der Vergangenheit ein Tarifwechsel fast immer gelohnt, so ist das heute nicht mehr der Fall. Derzeit ist das Angebot stark eingeschränkt. Wer Vergleichsportalen blind vertraut und darüber wechselt, kann deutlich zu viel zahlen. In vielen Fällen ist der Grundversorger günstiger als die Tarife, die die großen Vergleichsportale Check24 und Verivox anbieten.
Daher vorab eine wichtige Empfehlung:
Verlassen Sie sich nicht alleine auf die Ergebnisse der Vergleichsanbieter wie Verivox oder Check24. Prüfen Sie immer den Grundversorgerpreis! In den Vergleichsergebnissen dieser Portale fehlen die Tarife der Grund- und Ersatzversorgung oder sie werden nicht deutlich genug angezeigt. Die Grundversorgertarife sind derzeit oft – nicht immer – und teilweise mit großem Abstand am günstigsten und bieten bessere Tarifbedingungen!
Achten Sie zusätzlich dabei auf weitere Empfehlungen:
- Kurze Vertragslaufzeiten: Der Energiemarkt befindet sich aktuell im Umbruch. Preisgarantien für 12 Monate oder länger sind daher oft mit höheren Kosten pro Kilowattstunde verbunden.
- Kurze Kündigungsfristen: Wer nur einen teuren Tarif findet, sollte monatlich oder quartalsweise kündigen können. Tarife in der Grundversorgung haben eine gesetzlich garantierte Kündigungsfrist von nur zwei Wochen. Sobald sich der Strommarkt entspannt hat, kann dann schnell zu einem günstigeren Tarif gewechselt werden.
- Kosten nach Ablauf der Bonuszeit: Neukunden werden häufig Bonus-Tarife angeboten. Hieraus ergibt sich ein günstiger Strompreis im ersten Jahr. Im zweiten Jahr kann es deutlich teurer werden. Vergleichen Sie daher den Tarif ohne Bonuszahlungen mit anderen Anbietern und stellen Sie sich einen Termin, um ihren Tarif rechtzeitig vor Kündigungsfrist mit anderen Angeboten zu vergleichen.
- Kleingedrucktes zur Preisgarantie: Viele Stromanbieter bieten ein- oder zweijährige Preisgarantien, klammern aber Erhöhungen durch Netzentgelte, Steuern, Abgaben oder Umlagen aus. So kann es durch die gesetzlichen Preiskomponenten trotzdem zu steigenden Preisen während der Vertragslaufzeit kommen.
- Service bei Online-Tarifen: Sogenannte „Online-Tarife“ haben meist die günstigsten Konditionen in Vergleichsportalen. Die Kommunikation mit dem Stromanbieter erfolgt hier meist nur per E-Mail. Das kann auf Dauer anstrengen. Wer sich persönlich beraten lassen will oder grundsätzlich lieber telefoniert, sollte einen Tarif beziehungsweise Anbieter finden, wo dies möglich ist. Den Service am Telefon können Sie vor Vertragsabschluss testen, indem Sie beim Stromanbieter unangekündigt anrufen.
Wichtig zu wissen: Vergleichsportale listen nicht jeden Tarif und auch nicht jeden Stromanbieter. Oft ist sogar der Grundversorger nicht vertreten. Empfehlenswert ist, selbst nach weiteren Alternativen zu schauen. Das können Stadtwerke sein, die deutschlandweit liefern, oder auch kleinere Ökostrom-Anbieter sowie genossenschaftlich organisierte Bürgerenergie.
Wann Preiserhöhungen zulässig sind
Stromversorger dürfen ihre Preise erhöhen, wenn bestimmte Kosten, die sie nicht beeinflussen können, steigen. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen muss ein Preisänderungsrecht vereinbart worden sein. Derzeit klären die Gerichte, ob sprunghafte Preiserhöhungen, die kurzfristig in Kraft treten, zulässig sind. Nach Ansicht der Verbraucherzentralen müssen Kunden ausreichend Zeit haben, um auf Tarifanpassungen reagieren zu können. Ihnen steht nämlich ein Sonderkündigungsrecht zu.
Darum ist der Strompreis 2022 gestiegen
2. Strom sparen im Alltag
Aufgrund der hohen Strompreise 2022 macht Stromsparen noch mehr Sinn. Zu den größten Stromfressern im Haus zählen veraltete Heizungspumpen, Herd und Backofen, Kühl- und Gefrierschränke, Waschmaschine und Trockner, Geschirrspüler und Fernsehgeräte, aber auch elektrische Heizungen. Arbeiten diese Geräte nicht von sich aus energieeffizient, verursachen sie pro Tag viel zu viele Kilowattstunden Strom. Bei einem Neukauf sollten Sie auf das Energielabel achten. Es zeigt Ihnen die Energieeffizienzklasse und den durchschnittlichen jährlichen Energieverbrauch. Am besten Sie wählen Sie nur solche der Top-Energieklasse A.
Viel Strom lässt sich auch mit kleinen Änderungen im Alltag sparen. Fernseher und Kaffeemaschine verbrauchen im Stand-by-Modus weiter Energie. Öfters mal richtig ausschalten spart demnach Geld. Bei Waschmaschinen und Geschirrspülern lohnt es sich, immer auf eine volle Beladung zu achten und das ECO-Programm zu nutzen. Dieses hat zwar eine längere Laufzeit, reduziert aber den Energieverbrauch der Geräte. Kühlgeräte sind oftmals zu kalt eingestellt. Schon durch das Erhöhen der Temperatur um ein bis zwei Grad lässt sich der Energieverbrauch deutlich senken. Eine Lagertemperatur von –18 Grad im Gefriergerät und fünf bis sieben Grad im Kühlschrank reicht oft aus. Wäschetrockner sind bequem, aber nicht immer notwendig. Ein Wäscheständer findet fast überall einen Platz.
Jede Menge Strom kann auch das Home-Office verbrauchen. Dauerlicht über dem Schreibtisch, lange Arbeitszeiten am Computer und ein immer empfangsbereiter Router gehen ins Geld. Die Ausgaben drosseln können Sie, indem Sie den Router über Nacht ausschalten. Der Schreibtisch sollte in Fensternähe stehen, um das Tageslicht zu nutzen. Büro- und Deckenleuchten sollten mit energiesparenden LED ausgestattet sein. Grob gesagt verbrauchen moderne LED-Leuchtmittel bei gleicher Leistung nur ein Zehntel der Energie im Vergleich zur alten Glühbirne. Außerdem sind die Anschaffungskosten die letzten Jahre stark gesunden. LEDs gibt es für nahezu jeden Einsatzbereich, auch für die Grundbeleuchtung der Wohnräume. Das EU-Energielabel auf der Verpackung verrät, wie energiesparend die Lampen sind. In der Klasse A sind LEDs vertreten, Niedervolt-Halogenlampen erreichen maximal Klasse B, Hochvolt-Halogenlampen sind in den Klassen C und D zu finden. Das Schlusslicht bilden in der Klasse E die letzten noch auf dem Markt verbliebenen Reflektor-Glühlampen.
Wer die Wahl hat, arbeitet am Laptop statt am Computer. Bei gleicher Nutzung ist ein Laptop mit circa 15 Watt viel energieeffizienter als ein Desktop-PC mit durchschnittlich 60 Watt.
Weitere Tipps zum Energiesparen im Haushalt bietet das Bundesumweltministerium (BMUV ).
3. Selbst zum Stromerzeuger werden
Um sich etwas unabhängiger vom Energiemarkt zu machen, können Sie selbst zum Stromerzeuger werden:
- mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach
Dazu werden Sonnenkollektoren auf dem Dach installiert, die die Energie der Sonnenstrahlen in Strom umwandeln. Der so gewonnene Strom wird in das Hausnetz eingespeist und entweder sofort verbraucht oder gespeichert. Moderne Photovoltaik-Anlagen benötigen keine volle Sonneneinstrahlung mehr, um Strom zu erzeugen. Selbst an bedeckten Wintertagen entsteht Energie. Dennoch gilt: Je mehr Sonne und je größer die Fläche der Solarpanel, desto mehr Strom wird erzeugt.
- mit einem Windrad auf dem Grundstück
Auch der Wind ist eine kostenlose Quelle zur Energiegewinnung. Für ein Windkraftrad geeignet ist ein großes Wiesengrundstück. Je höher und freier es liegt, desto mehr Strom kann erzeugt werden. Eine Umgebung mit dichter Bebauung ist nicht empfehlenswert, zumal diese auch die Genehmigung erschweren kann.
- mit einem eigenen Blockheizkraftwerk
Ein Blockheizkraftwerk arbeitet nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung: Der Motor verbrennt zum Beispiel Holzpellets oder Erdgas, wodurch Strom produziert wird. Die Abwärme erwärmt gleichzeitig Heiz- und Brauchwasser. Auf diese Weise lassen sich 80 bis 90 Prozent der eingesetzten Energie gleichzeitig als Strom und Wärme nutzen. Kleinere Anlagen sind kaum größer als eine Waschmaschine und passen in fast jeden Keller.
Die Entwicklung der Strompreise 2022 lassen auf eine weitere Förderung erneuerbarer Energien durch die neue Bundesregierung hoffen.
So setzt sich der Strompreis 2022 zusammen
Der Strompreis 2022 setzt sich aus mehreren Posten zusammen. Rund 40 Prozent fallen auf staatliche Steuern, Abgaben und Umlagen. Darin enthalten sind die Stromsteuer, die Konzessionsabgaben an die Kommunen sowie die Abgaben, die sich aus dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz und dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und der Mehrwertsteuer ergeben. Weitere 45 Prozent der Kosten entfallen auf die Erzeugung bzw. Beschaffung von Strom sowie die Handelsmargen, die der Stromanbieter erhält. Mit dem restlichen Anteil wird der Netzbetreiber bezahlt.
Strompreisentwicklung: Wie geht es in 2022 weiter?
Wie sich die Strompreise weiterentwickeln, kann aktuell keiner genau voraussagen. Experten gehen davon aus, dass sich der Markt bis Herbst neu regulieren wird. Somit kann wieder mehr Wettbewerb unter den Stromanbietern entstehen.
Einen kleinen Lichtblick gibt es bereits aus der Politik: Die EEG-Umlage wird zum 1. Juli 2022 abgeschafft. Zudem will die Bundesregierung besser vor unkalkulierbaren Preissprüngen schützen. Vorgesehen sind unter anderem einheitliche und verbindliche Tarife in der Grundversorgung. Weiterhin abhängig ist Deutschland von fossilen Rohstoffen aus dem Ausland. Deren Preise sind zuletzt dramatisch gestiegen.
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