Interview mit Wunderflats

Möbliertes Wohnen auf Zeit

Die 2015 gegründete Internetplattform Wunderflats vermittelt möblierte Wohnungen auf Zeit. Mit aktuell rund 23.000 gelisteten Apartments bezeichnet sich Wunderflats als Marktführer für möbliertes Wohnen auf Zeit. Welchen Service bietet die Plattform Vermietern und Mietern? Wie unterscheidet sie sich von ähnlichen Portalen? Sind Mietpreise oberhalb des Mietpreisspiegels rechtmäßig? Wir stellen Wunderflats vor und haben dazu auch mit CMO (Chief Marketing Officer) Rav Sandhu gesprochen.

Autor: Redaktion und Experten | Zuletzt geändert: 20.02.2023 | Lesezeit: 14 Minuten | Drucken

Wunderflats - wohnen auf Zeit, möbliertes Wohnen

Unternehmensbeschreibung zu Wunderflats – Portal für möbliertes Wohnen auf Zeit

Das Unternehmen Wunderflats vermittelt über das gleichnamige Immobilien-Portal Wohnraum auf Zeit. Vermieter können dort ihre meist möblierten Wohnungen anbieten. Suchende nach Wohnraum finden dort die Inserate der Vermieter. Die Plattform ist ähnlich wie Airbnb aufgebaut, nur mit dem Unterschied, dass keine touristische Vermietung angeboten wird. Wunderflats konzentriert sich ausschließlich auf das Angebot von Wohnungen oder Häusern, die zeitlich befristet vermietet werden. Die Mietdauer beträgt in der Regel mindestens einen Monat.

Das Unternehmen mit Firmensitz in Berlin ist relativ neu am Markt und wurde im Jahr 2015 als sogenanntes PropTech-Startup gegründet. Wunderflats hat eine beachtliche Anzahl an Risikokapitalgebern akquiriert, die mittlerweile insgesamt 32 Millionen Euro investiert haben. In relativ kurzer Zeit hat sich das Portal zu einer Art Marktführer für die Vermittlung von zeitlich befristeten Mietverträgen gemausert. Weitere Informationen zum Unternehmen finden Sie auf der IMMO.info Übersicht zum Anbieter Wunderflats:

IMMO.info hat sich das Angebot an Wohnungen auf der Webseite angesehen:

Es werden nur wenige möblierte Wohnungen angeboten, die günstig sind

Die Wohnungen werden all-inclusive vermietet: vollständig möbliert, mit WLAN, Wasser, Heizung und GEZ-Gebühren. Bei Anmietung einer möblierten Wohnung fallen neben der monatlichen Miete zumeist einmalige Kosten für die Endreinigung an. Der Service von Wunderflats hat seinen Preis. Der Großteil der 23.000 angebotenen Wohnungen liegt im gehobenen Preissegment. Sucht man etwa für Januar 2023 eine Wohnung für eine Person in Berlin, gibt es aktuell (Stand 23. Oktober) zwölf Angebote für bis zu 1500 Euro, Hunderte Wohnungen zwischen 1500 und 3000 Euro und 136, die mehr kosten. Für München findet man im gleichen Zeitraum sieben Wohnungen für weniger als 1500 Euro, 67 Wohnungen zwischen 1500 und 3000 sowie 21 Angebote darüber.

Suchen vier Personen für Januar 2023 eine Wohnung für maximal 3000 Euro monatlich können sie in München unter fünf, in Berlin unter 26 Angeboten auswählen.

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Die Vermittlung von möbliertem Wohnraum

Wie funktioniert Wunderflats für Vermieter?

Wohnungseigentümer, die über Wunderflats vermieten wollen, erstellen online einen Account und ihr Inserat. Bevor das Inserat freigeschaltet wird, führt Wunderflats ein telefonisches Verifizierungsgespräch. Besichtigt werden die Wohnungen nur dann, wenn der Vermieter über den Fotografen-Service Wunderflats professionelle Fotos bestellt.

Wie hoch ist die Miete? Gilt die Mietpreisbremse?

In der Preisgestaltung sind die Vermieter frei, niemand muss offenlegen, wie sich die Miete zusammensetzt. Konfrontiert wird Wunderflats immer wieder damit, dass die Mieten der angebotenen Wohnungen deutlich oberhalb des Mietspiegels liegen und die Mietpreisbremse umgangen wird. Einige Stimmen sprechen davon, dass sich Wunderflats in einer rechtlichen Grauzone des Mietmarkts bewegt. IMMO.info hat Marketing-Chef von Wunderflats, Rav Sandhu, auf die hohen Preise angesprochen.

„Wir weisen darauf hin, wenn ein Preis unrealistisch hoch ist“, sagt der Marketing-Chef von Wunderflats. „Da übertrieben teure Angebote kaum gebucht werden, liegt es im Interesse der Eigentümer, vernünftige Preise zu verlangen“.

Wie finanziert sich Wunderflats?

Wunderflats finanziert sich über eine Provision von zehn Prozent des Mietpreises. Diese zehn Prozent sind in der auf der Webseite angezeigten Monatsmiete bereits enthalten und sind demzufolge Monat für Monat fällig. Je höher die Miete, desto höher die Provision. Günstige Mietpreise bedeuten für Wunderflats weniger Einnahmen.

Wohnung auf Zeit anmieten - wie funktioniert Wunderflats für Mieter?

Auch Mieter durchlaufen den Buchungsprozess online. Sie müssen sich über ein Ausweisdokument identifizieren und ihr Einkommen nachweisen. Eine Schufa-Auskunft verlangt Wunderflats nicht. Zahlt der Arbeitgeber die Miete, ist eine schriftliche Bestätigung erforderlich. Besichtigungen sind nur dann möglich, wenn der Vermieter vor Ort ist. Laut Wunderflats werden 90 Prozent der Apartments vermietet, ohne vorher besichtigt zu werden.

Wunderflats bleibt Ansprechpartner des Mieters

Sowohl während des Buchungsprozesses als auch während des Aufenthalts bleibt Wunderflats der Ansprechpartner für die Mieter. „Wir nehmen die Mieter an der Hand und übergeben sie auch nach der Unterzeichnung des Mietvertrages nicht an die Eigentümer“, sagt Sandhu und betont, dass dieser Service Wunderflats von anderen Anbietern unterscheide.

Der Markt für möblierte Wohnungen, Zweckentfremdung und Mietpreisbremse

Der Markt für möblierte Wohnungen in Deutschland wächst in den großen Städten deutlich. Studien aus den Jahren 2019 und 2021 des Hamburger Immobilien-Forschungsinstituts F + B  (2022 von IGES Institut GmbH übernommen) ergaben, dass der Anteil der möblierten Wohnungen am Gesamtmarkt von 8,3 Prozent in 2014 auf 18,3 Prozent in 2020 wuchs. Diese 18,3 Prozent sind ein Durchschnittswert für ganz Deutschland, in den Metropolen liegt der Anteil wesentlich höher.

Der wachsende Markt hat Wettbewerber auf den Plan gerufen. Neben Wunderflats gibt es mit Homelike und coming home weitere Anbieter im Segment möbliertes Wohnen.

Die Mietpreise für möblierte Wohnungen verteuerten sich überproportional.

Die Mietpreise für möblierte Wohnungen verteuerten sich den F + B-Studien zufolge zwischen 2006 und 2020 überproportional um 78,2 Prozent. Die Mieten für unmöblierte Wohnungen legten in dieser Zeitspanne um 30,6 Prozent zu.

Für Vermieter lohnt es sich folglich, ein Appartement zu möblieren. Auch das ist ein Geschäftsfeld von Wunderflats: Das Unternehmen arbeitet mit Ikea zusammen und bietet an, Wohnungen innerhalb von drei Wochen komplett mit Möbeln, Elektrogeräten und Wandbildern auszustatten.

Gilt das Zweckentfremdungsverbot?

Damit das Vermieten möblierter Wohnungen zum vorübergehenden Gebrauch nicht unter das Zweckentfremdungsverbot fällt, sind touristische Vermietungen ausgeschlossen. Die Wunderflats-Mieter verlegen ihren Lebensmittelpunkt für mindestens einen Monat in die entsprechende Wohnung und benötigen dafür einen Aufenthaltsgrund wie etwa ein Gastsemester oder eine projektbezogene Arbeit.

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Möblierte Wohnungen auf Zeit - eine Grauzone?

In den Medien taucht immer mal wieder der Vorwurf auf, dass sich die Vermittler möblierter Wohnungen auf Zeit in einer Grauzone des Wohnungsmarktes bewegten. Sobald Eigentümer ihre Wohnungen – möbliert oder nicht – zum vorübergehenden Gebrauch vermieten, greift die Mietpreisbremse nicht. Dieses 2015 eingeführte Instrument soll in Regionen, in denen bezahlbarer Wohnraum knapp ist, den Anstieg der Mieten verlangsamen. Bei Wiedervermietung darf der Preis in der Regel nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen.

Wunderflats nimmt auf Nachfrage zu dem Vorwurf, dass Vermietungen zum vorübergehenden Gebrauch geschickt die Mietpreisbremse umgehen, keine Stellung. CEO und Co-Gründer Jan Hase zitiert schriftlich aus dem eigenen Blog, in dem es heißt, dass Mieterschutzvorschriften, die die zulässige Miethöhe bei Mietbeginn begrenzen, nicht gelten, wenn Wohnungen zum vorübergehenden Gebrauch vermietet würden.

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Fazit: Vermieter profitieren bei Wohnen auf Zeit, Mieter haben keine Wahl

Für Investoren verspricht also die Vermietung zum vorübergehenden Gebrauch eine höhere Rendite, kann doch die Miete bei jedem Mieterwechsel nach eigenem Ermessen angepasst werden. Das mag in einem angespannten Wohnungsmarkt, in dem Normalverdiener kaum bezahlbaren Wohnraum finden, fragwürdig sein. Doch solange es nicht gesetzlich geregelt wird, ist es legal. Viele Wohnungssuchende haben keine andere Wahl, insbesondere wenn sie kurzfristig eine Wohnung benötigen.

Zu berücksichtigen ist, dass Vermieter einen Mehraufwand aufgrund des häufigen Mieterwechsels und erhöhte Kosten der Instandhaltung einer möblierten Wohnung haben. Die Betriebskosten sind als Pauschale immer im Mietpreis enthalten – bei den aktuell sprunghaft gestiegenen Energiekosten stellt dies eine Mehrbelastung für die Vermieter dar. Somit ist auch bei Wunderflats mit einem Anstieg der Mietpreise zu rechnen.

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Ausdruck: 29.03.2024

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