Kapitalanlage Pflegeimmobilien

Pflegeimmobilien als Kapitalanlage: Eine sichere Sache in der alternden Gesellschaft?

Ein Pflegeappartement als Geldanlage wird oft als „Sorglos-Investment“ mit hohen Renditechancen beworben. Doch die Anlageklasse hat durchaus ihre Tücken.

Autor: EH Redaktion und Experten | Zuletzt geändert: 24.09.2025 | Lesezeit: 29 Minuten | Drucken

Kapitalanlage Pflegeimmobilien - Mann am Schreibtisch mit Taschenrechner und Modellhaus

Mit Unterstützung von:

Portrait Experte Stefan Arend, Sozialmanager und Gründer des Instituts für Sozialmanagement und Neue Wohnformen

Stefan Arend

Sozialmanager und Gründer des Instituts für Sozialmanagement und Neue Wohnformen

Portrait Experte Prof. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der Universität Regensburg

Prof. Steffen Sebastian

Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der Universität Regensburg

Das Wichtigste in Kürze

  • Anleger können einzelne Wohneinheiten in einem Pflegeheim erwerben und schließen einen Pachtvertrag mit einer Betreiberfirma ab, um monatliche Pachteinnahmen zu erhalten.
  • Die versprochenen Renditen sind oft Bruttoanfangsrenditen, von denen nach Abzug aller Kosten deutlich weniger übrig bleibt.
  • Das größte Risiko ist die Insolvenz des Betreibers, die zu Mietausfällen und Problemen beim Wiederverkauf führen kann.
  • Pflegeimmobilien eignen sich höchstens für vermögende Anleger, die bereits über ein breit gestreutes Vermögen verfügen und das Geld nicht zur Altersvorsorge benötigen.
  • Die Kreditwürdigkeit des Betreibers und die Vertragsbedingungen sind genau zu prüfen.

Wie funktionieren Pflegeimmobilien als Kapitalanlage?

Kapitalanlage Pflegeimmobilien - älteres Ehepaar hält Modellhaus in der Hand

Wer eine Pflegeimmobilie kauft, erwirbt ein einzelnes Appartement in einem Pflegeheim. Dabei wird nicht nur das 20 bis 50 Quadratmeter große Zimmer gekauft, sondern auch ein Anteil an gemeinschaftlich genutzten Flächen wie der Großküche oder den Aufenthaltsräumen. Das Eigentum wird durch einen Eintrag im Grundbuch abgesichert.

Anschließend wird ein Pachtvertrag mit einer Betreiberfirma abgeschlossen, der in der Regel 20 bis 25 Jahre läuft und eine Verlängerungsoption hat. Der Betreiber zahlt einen monatlichen Pachtzins. Es gibt also keine Mietersuche, keine Nebenkostenabrechnung und keinen Ärger mit säumigen Mietern, da der Betreiber sich um all das kümmert.

Vorteile: Investition in einen Wachstumsmarkt

Die Anbieter preisen Pflegeimmobilien als krisensicher an, die von der demografischen Entwicklung profitieren. Der Bedarf an Pflegeplätzen wachse, was für diese Art der Kapitalanlage spreche. So schätzt das Statistische Bundesamt, dass die Zahl der Pflegebedürftigen von 5,2 Millionen im Jahr 2025 auf 6,7 Millionen bis 2055 steigen wird.

Stefan Arend – Leiter des Instituts für Sozialmanagement und Neue Wohnformen  – erklärt, dass „der Bedarf an Pflegeplätzen steigt, das macht die Anlage grundsätzlich sinnvoll“. Zudem leisteten Investoren auch einen Beitrag dazu, den demografischen Wandel zu bewältigen.

Laut Arend sind die Renditeaussichten bei Pflegeimmobilien besser als bei normalen Eigentumswohnungen. Das liegt am höheren Risiko, das man als Anleger trägt.

Rendite – weniger hoch als in den Prospekten

Kapitalanlage Pflegeimmobilien - Büro Schreibtisch, Person mit Taschenrechner

Gleichwohl ist eine gute Rendite alles andere als garantiert. Betreiber nennen oft Renditen von 4 oder sogar über 5 Prozent. Dabei handelt es sich allerdings nur um Bruttoanfangsrenditen, also die Mieteinnahmen im Verhältnis zum Kaufpreis.

Dazu kommen die Kaufnebenkosten, etwa je nach Bundesland 3,5 bis 6,5 Prozent des Kaufpreises für die Grunderwerbsteuer sowie 1,5 bis 2 Prozent für Notar- und Grundbuchgebühren. Außerdem fallen Kosten für den Verwalter und Beiträge zur Instandhaltungsrücklage an.

Am Ende dürfte wesentlich weniger übrig bleiben. So erzielen laut dem Immobilienberatungsunternehmen Savills Deutschland selbst große, institutionelle Anleger kaum Nettoanfangsrenditen über 5 Prozent (inklusive Kaufnebenkosten). Im zweiten Quartal 2025 lag der Höchstwert unter 60 Transaktionen bei 5,2 Prozent.

Stiftung Warentest untersuchte im Jahr 2020 diverse Angebote und schätzte die Rendite, abhängig vom Verkaufspreis nach 20 Jahren, auf 2,5 bis 3,5 Prozent pro Jahr, wenn kein Leerstand vorliegt und keine größeren Modernisierungen auftreten. Annahme war dabei eine laut Stiftung Warentest typische Bruttoanfangsrendite von 4 Prozent.

Vergleicht man das mit Alternativen, ist das eher schwach. Derzeit erhalten Anleger für eine Festgeldanlage bis zu 2,5 Prozent Zinsen pro Jahr. Ein ETF-Portfolio, das deutlich besser diversifiziert ist als eine einzelne Immobilie, lieferte historisch eine Rendite von etwa 5 Prozent.

Renditen verschiedener Kapitalanlagen im Jahr 2025

 

 

Quelle: Eigene Recherchen bzw. Schätzungen
AnlageformJährliche Rendite nach Kosten (ohne Inflation und Steuern)Bemerkung
Festgeld / Bundesanleihen (bis zu 3 Jahre Laufzeit)Bis zu 2,5 %Relativ sicher, solange innerhalb der gesetzlichen Einlagensicherung von 100.000 Euro
Pflegeimmobilien2,5 – 3,5 % (geschätzt)Ohne größere Modernisierungen oder Leerstand
Globales ETF-Portfolio (60 % Aktien / 40 % Anleihen)5 % (im Schnitt über die vergangenen 50 Jahre in Deutschland)Breite Streuung, langfristig höhere Rendite

Risiko einer Betreiberinsolvenz

Wenn die Pachtfirma pleite geht, kann das die Rendite deutlich drücken.

“Ein Risiko, das oft unterschätzt wird, ist die Insolvenz des Betreibers”, warnt Stefan Arend.

In den Jahren 2023 und 2024 mussten laut dem Arbeitgeberverband Pflege über 1200 Einrichtungen Insolvenz anmelden oder wurden geschlossen, wie die Tagesschau berichtet. Das entspricht rund 10 Prozent aller vollstationären Einrichtungen. Grund sind demnach Fachkräftemangel und steigende Personalkosten. Der Verband spricht sogar von einem “Heimsterben”.

Kapitalanlage Pflegeimmobilien - Bargeld mit Grafik300

Wenn der Betreiber pleite geht, drohen Mietausfälle. Es wird einige Zeit vergehen, bis ein Nachfolger gefunden ist, der das Heim vielleicht nur nach teuren Umbauten oder zu einem geringeren Pachtzins übernehmen will.

Im schlimmsten Fall findet sich kein Nachfolger, weil der Bedarf in der Region durch andere, modernere Heime und ambulante Pflegedienste gedeckt wird. „Die Bonität des Betreibers kann man beispielsweise bei der Creditreform prüfen lassen oder sich bei der staatlichen Heimaufsicht erkundigen“, empfiehlt daher Stefan Arend.

Hohe und schwer kalkulierbare Folgekosten

Pflegeimmobilien altern schnell, und die Anforderungen an die Ausstattung können sich jederzeit ändern, etwa durch neue Gesetze.

„Man kauft nicht nur ein Zimmer, sondern auch Gemeinschaftsflächen mit – und die können Folgekosten mit sich bringen“, erklärt Stefan Arend.

Es muss damit gerechnet werden, dass spätestens am Ende des Pachtvertrags zusätzliche Kosten anfallen, um das Heim an moderne Standards anzupassen. Laut Stiftung Warentest wird eine jährliche Instandhaltungsrücklage von 0,1 Prozent des Kaufpreises, wie sie oft vorkomme, bei Weitem nicht reichen.

Wiederverkauf und negative Auswahl

„Pflegeimmobilien lassen sich nicht so leicht weiterverkaufen wie klassische Eigentumswohnungen“, erklärt Stefan Arend. Der Verkauf eines Appartements wird schwieriger, je älter das Heim ist und je näher das Ende des Pachtvertrags rückt.

„Beim Wiederverkauf besteht das Risiko, dass der Preis vergleichsweise niedrig ausfällt – anders als bei Eigentumswohnungen ist ein marktüblicher Preis nicht garantiert.“

Zudem besteht laut Arend die Gefahr, dass private Kleinanleger die weniger attraktiven Objekte angeboten bekommen, die professionelle Großanleger nicht kaufen wollen.

Geschäftsrisiko: Pflegeheim ist kein Selbstläufer

Kapitalanlage Pflegeimmobilien - Grafik Wohnhäuser aus Holz

Als Pflegeheim-Investor wird man letztlich zum Unternehmer. Man setzt also darauf, dass in den nächsten 20 oder 30 Jahren in einem bestimmten Ort die Nachfrage nach Pflegedienstleistungen hoch bleiben wird.
Doch dieses Geschäft hat seine Risiken. „Geeignetes Personal zu finden, ist vielerorts ein großes Problem“, berichtet Stefan Arend. Zudem könne es auch passieren, dass das Angebot an Pflegedienstleistungen an einem Ort bereits hoch sei und Plätze unbelegt bleiben würden.

Ältere würden ohnehin lieber zu Hause bleiben, eine Pflegekraft selbst anstellen und bei sich wohnen lassen. Arend rät daher dazu, genau zu recherchieren, welche anderen Pflegeangebote bereits vor Ort sind.

Kein einfaches Investment

Pflegeimmobilien sind Spezialimmobilien. Das macht sie erklärungsbedürftig und für Laien schwerer zu durchschauen.

„Das ist kein Selbstläufer. Wer in Pflegeimmobilien investiert, muss sich sehr genau informieren“, mahnt Stefan Arend.

Ein Investment erfordert eine umfassende Recherche. Dazu gehört die genaue Prüfung des Standortes, des Betreibers und des Vertrages. „Die wirtschaftliche Lage und Erfahrung des Betreibers sollte man sich ganz genau anschauen“, so Arend, etwa über eine Prüfung der Kreditwürdigkeit der Betreiberfirma und einen Check der Verträge durch Verbraucherzentralen.

Bevorzugtes Belegungsrecht

Anleger können ein bevorzugtes Belegungsrecht erhalten: Wird ein Platz in dem eigenen oder einem anderen Pflegeheim des Betreibers frei, erhalten sie den Platz vor anderen Senioren.

Stefan Arend warnt aber auch hier vor zu großen Erwartungen:

„Eigennutzung ist nicht ohne Weiteres möglich – wenn ein Bewohner dort lebt, kann man ihn nicht einfach auf die Straße setzen.“

Lohnen sich Pflegeimmobilien als Kapitalanlage?

Der Immobilienökonom Steffen Sebastian  von der Universität Regensburg rät denn auch von Pflegeimmobilien ab. Er erachtet Investments in Einzelimmobilien grundsätzlich für nicht sinnvoll und hält einen Immobilienfonds oder einen Fonds mit Aktien von Immobiliengesellschaften für besser.

Einzelimmobilien schafften „fast immer ein Klumpenrisiko im Portfolio, was bedeutet, dass durch eine derartige Anlage ein hohes Risiko eingegangen wird, ohne dass hierfür eine höhere Rendite erzielt werden kann.“

Der einzige Grund für eine Pflegeimmobilie könnte sein, sich einen Platz in einem derartigen Pflegeheim zu sichern. „Das hat aber dann mit Geldanlage nichts zu tun. Insofern würde ich von einer derartigen Anlage immer abraten.“

Kapitalanlage Pflegeimmobilien - Büro Laptoptastatur mit Modellhaus im Hintergrund

Fazit: Pflegeimmobilie kaufen

Pflegeappartements sind weder einfache noch risikoarme Kapitalanlagen. Sie eigenen sich allenfalls für erfahrene, vermögende Anleger, die bereits über ein breit gestreutes Vermögen verfügen und nur einen kleinen Teil in Spezialimmobilien investieren. Und selbst sie sollten höchstens Geld investieren, das nicht für die Altersvorsorge benötigt wird.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Nein, nicht pauschal. Sie sind weder einfach zu verstehen noch risikolos. Ihr Erfolg hängt stark vom wirtschaftlichen Erfolg des Betreibers ab. Viele Pflegeheime gingen aber in den vergangenen Jahren pleite und haben Schwierigkeiten, Personal zu finden. Die tatsächliche Rendite fällt nach Abzug aller Kosten oft geringer aus, als die Anbieter suggerieren.
Ein Anleger kauft ein Appartement in einem Pflegeheim und schließt mit dem Betreiber einen langfristigen Pachtvertrag ab. Der Betreiber kümmert sich um die Vermietung und Instandhaltung der Wohnungen. Der Anleger erhält eine monatliche Pacht, aber trägt das Risiko der Betreiberinsolvenz und möglicher unerwarteter Instandhaltungskosten.
Die Kaufpreise für eine Pflegeimmobilie liegen meist zwischen 120.000 und 400.000 Euro. Hinzu kommen hohe Kaufnebenkosten, die rasch 10 oder 12 Prozent des Kaufpreises betragen können.
Immobilien Geldanlage

Immobilien als Geldanlage

Lohnen sich Wohnimmobilien als Geldanlage?

Immobilien sind nicht bloß ein Konsumgut, sondern auch eine Vermögensanlage. Doch lohnt sich ein Haus als Geldanlage […]
Immobilienpreisentwicklung 2025

Immobilienpreisentwicklung 2025

Zinsen, Baufinanzierung, Immobilienpreise 2025: Wie geht es weiter?

Der Immobilienmarkt in Deutschland hat bewegte Jahre hinter sich. Nach der Preisrallye von 2010 bis 2021 stoppten […]
Immobilien GmbH

Immobilien – GmbH

Immobilien-GmbH: Wann sie sich steuerlich lohnt – und wann nicht

Der Immobilienmarkt in Deutschland ist ein attraktives Feld für Investoren. Wer mehrere Immobilien besitzt oder ein […]
Frankfurt am Main - Sonnenuntergang

Nutzungsänderung Gewerbe in Wohnraum

Gewerbe in Wohnraum umwandeln: Die wichtigsten Infos zur Nutzungsänderung

In vielen Städten wächst der Druck auf den Wohnungsmarkt, doch der Neubau kommt nicht hinterher. Gleichzeitig bleiben […]
Entwicklung Immobilienpreise

Entwicklung Immobilienpreise

Wie haben sich die Preise von Wohnimmobilien langfristig entwickelt?

Wohnimmobilien gelten als wertbringende Geldanlage. Etwa stellen Unternehmen der Branche nominale Preiszuwächse von […]

Newsletter bestellen

Newsletter

IMMO.info Newsletter abonnieren

Bleiben Sie auf dem Laufenden!
Tipps & Aktuelles – Versand wöchentlich

Ausdruck: 22.12.2025

© IMMO.info gemeinnützige GmbH